Adonia

Adonia

ADONIA, orum. Trauerfeste, welche dem Adonis zu Ehren an verschie denen Orten gefeyret wurden. So bald der erste Tag derselben heran kam, legete die ganze Stadt Trauer an, und gab öffentliche Merkmaale der Betrübniß. Man hörete überall nur Heulen und Wehklagen. Die Weiber liefen mit zerstreuten Haaren oder geschornen Köpfen durch die Straßen und schlugen sich an die Brust. Zu Alexandria trug die Königinn oder vornehmste Frau in der Stadt das Bild des Adonis, in Begleitung der angesehensten Frauen mit Körben voller Kuchen, Schachteln voller Räuchwerk, allerhand Bluhmen, Früchten und Zweigen in den Händen, deren Zug andere Frauenspersonen mit kostbaren Teppichen beschlossen, auf welchen zwey mit Gold und Silber gestickte Betten, eins für die Venus und das andere für den Adonis, waren; welcher Umgang denn unter voller Musik geschah. Zu Athen stellete man, wenn die Zeit des Festes herbey gekommen war, an den öffentlichen Orten Bilder auf, welche einen in der Blüthe seiner Jahre sterbenden Jüngling vorstelleten. Diese holeten die in Trauer gekleideten Frauenspersonen weg, deren Leichenbegängniß zu begehen, wobey sie weineten und Trauerlieder sangen. Unter andern Ceremonien trug man auch Gefäße voll Erde mit darein gesäetem Getraide, Bluhmen, Kräutern, Früchten, jungen Bäumen und Lactnke, welche man Adonis Gärten nannte und zu Ende der Ceremonie als ein Opfer in die See oder in einen Brunnen warf. Diese Trauertage wurden für unglücklich gehalten, und es war eine übele Vorbedeutung, wenn in denselben etwas unternommen wurde. An dem letzten Tage des Festes verwandelte sich die Trauer in Freude, und ein jeder vergnügete sich über des Adonis Wiederauflebung oder Vergötterung. Nat. Com. L. V. c. 16. Diese Feyerlichkeit daurete acht Tage, und hieß der erste Theil derselben, wo man wehklagete, Aphanismus, der zweyte aber Hevresis, die Entdeckung. Banier Erläut. der Götterl. I Th. II B. 2 C. 390 S. II Band.


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