Bvsirís

Bvsirís

BVSIRÍS, ĭdis, Græc. Βούσıρις, ιδος, ( Tab. XVIII.)

1 §. Namen. Dieser soll aus Βοῦς, Ochs, und σύρω, ich ziehe, zusammen gesetzet seyn, weil Busiris so stark gewesen, daß er allein zween Ochsen fort ziehen können. Becmann. Orig. L. L. in Bohemia. Allein, daß solcher Aegypter keinen griechischen Namen könne gehabt haben, ist etwas ausgemachtes; daher denn solcher auch besser aus dem Aegyptischen hergeleitet wird, in welchem er so viel, als das Begräbniß des Osiris heißen soll. Diod. Sic. lib. I. c. 88. p. 56. & Banier Entr. VII. ou P. I. p. 205.

2 §. Aeltern. Da die Geschichte desselben noch nicht recht aus einander gesetzet und aufgekläret ist, man aber ausdrücklich angezeiget findet, daß es zween dieses Namens gegeben habe, die ziemlich weit von einander gelebet haben: Diod. Sic. L. I. p. 29. so ist es überaus schwer zu bestimmen, was einem oder dem andern besonders zukömmt. Insgemein giebt man den Neptun zu seinem Vater an. Apollod. l. II. c. 4. §. 11. Vielleicht aber ist er ein fremder Einkömmling in Aegypten, weil man vielfältig diejenigen für Neptuns Söhne angegeben, die zu Schiffe in ein Land gekommen sind, ohne daß man gewußt, wer oder woher sie eigentlich gewesen. Hingegen soll die Mutter nach einigen Lysianassa, des Epaphus Tochter, gewesen seyn, Id. ib. welche sonst auch Libyanassa genannt wird. Thom. Gale ad eumd. l. c. Allein, eben dieser Schriftsteller machet ihn kurz vorher zu einem Sohne des Aegyptus, dessen Großältern Neptun und Libya, des Epaphus Tochter, gewesen. Apollod. l. c. c. 1. §. 5 & 4. Nach andern hieß also seine Mutter selbst Libye, und war des Epaphus Tochter, Isocrat. laudat. Busirid. p. 528. & Euseb. Chron. p. 25. nicht aber Io, wiewohl einige wollen, daß Petavius vorgeben soll. Banier Entr. VII. ou P. I. p. 203. Not. 3.

3 §. Stand. Thaten und Tod. Von dem einen giebt man vor, es soll ihn Osiris, als er die Welt durchzogen, zum Statthalter der Provinzen gemacht haben, die zunächst an Phönicien und an der See lagen. Diod. Sic. l. c. p. 10. Ein anderer soll ein König in Aegypten gewesen seyn, und zwar regieret haben, da des Menas 25 Nachkommen abgegangen, worauf denn er mit seinen 8 Nachkommen, unter welchen Busiris II der letzte gewesen, gefolget ist, Diod. Sic. lib. I. c. 45. p. 29. welches aber auch von andern mit aller Gewalt widerleget wird. Perizon. Orig. Aegypt. c. 11. p. 173. Dieser letzte soll die Stadt Diospolis oder Theben in Aegypten erbauet haben. Diodor. l. c. p. 29. Herodot. ap. Marsham. Can. Chron. Sæc. III. p. 50. Da sich nun unter seiner Regierung eine neunjährige Dürre in Aegypten eräuget, so meldete ihm Thrasius, ein Wahrsager aus Cypern, solche Plage würde aufhören, wenn er jährlich dem Jupiter einen Fremden, der in sein Reich komme, opferte. Er machte also mit diesem Thrasius selbst den Anfang, und fuhr sodann mit andern fort. Als aber endlich auch Herkules, nach erlegtem Antäus, aus Lybien nach Aegypten kam, so nahm er ihn ebenfalls gefangen, und wollte ihn dem Jupiter opfern. Allein, da Herkules sah, was es werden sollte, so riß er seine Bande entzwey, und ergriff dafür selbst den Busiris, mit dessen Sohne Iphidamas, wie auch dem Herolde, dem Chalbes, und räumete sie insgesammt aus dem Wege, womit denn besagte Menschenopferung in Aegypten ihr Ende nahm. Apollod. lib. II. c. 4. §. 11. Ovid. de Arte amandi lib. I. v. 647. & Diod. Sic. lib. IV. p. 157. Es hatte aber Busiris vorher Seeräuber abgeschicket, welche die Hesperiden mit ihren goldenen Aepfeln entführen sollten. Sie waren auch wirklich schon von denselben aufgehoben und fortgebracht: doch Herkules befreyete sie wieder, und gieng darauf selbst hin, den Busiris deswegen zu züchtigen. Diodor. Sic. L. IV. p. 162. Wie indessen andere wollen, daß Pygmalion aus Cypern dem Busiris den Rath wegen Aufopferung der Fremden gegeben: also soll der erste, der von ihm geopfert worden, Thyestes geheißen haben. Philarg. ad Virg. Georg. III. v. 5.

4 §. Familie. Von dieser findet sich weiter nichts, als daß sein Sohn schon angezeigter Iphidamas gewesen. Wenn man ihn aber für des Aegyptus Sohn annimmt, so bekam er von den Töchtern seines Vaterbruders, Danaus, die Automate zur Gemahlinn, welche derselbe mit der Europa gezeuget hatte. Apollod. L. II. c. 1. §. 5.

5 §. Eigentliche Historie. Einige wollen, daß er der Pharao in Aegypten gewesen, welcher die israelitischen Knäblein so fort nach ihrer Geburt umzubringen befohlen, Ap. Voss. Theol. gent. l. I. c. 30. allein ohne Grund, und, wie es hiernächst zum wenigsten der thebanische Herkules nicht kann gewesen seyn, der ihn umgebracht, als welcher zum wenigsten 200 Jahre jünger, als Busiris, gewesen; Isocrat. laudat. Busir. p. 255. also behaupten auch welche, daß niemals ein König oder Tyrann dieses Namens in Aegypten gewesen, Strabo lib. XVII. p. 802. und, was von seiner Opferung der Fremden gesaget wird, soll sich darauf beziehen, daß man gewohnet gewesen, dergleichen bey dem Grabe des Osiris abzuschlachten. Diod. Sic. lib. I. c. 88. p. 55. Cf. Buddeus hist. V. T. Per. II. Sect. II. §. 18. p. 975. Indessen so voll das Alterthum auch von seiner Grausamkeit ist, so hat doch Isokrates, seine Beredsamkeit zu zeigen, dessen Lob verfertiget, welches auch noch vorhanden ist, Fabric. Biblioth. Gr. lib. II. §. 18. p. 975. wogegen des Euripides Tragödie von ihm verloren gegangen ist. Id. ib. c. 18. §. 3.


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