- Hecvba
HEC ÉBA, æ, Gr. Ἑκούβη, ης.
1 §. Aeltern. Ihr Vater war, nach einigen, Dymas, König in Thracien, nach andern, Cisseus, und nach den dritten, der Fluß Sangarius; die Mutter aber Metope. Apollod. l. III. c. 11. §. 5. Cf. Serv. ad Virg. Aen. VII. v. 320. & Thom. Gale ad Apollod. l. c. Die Frage des Tiberius also, womit er die Grammatiker zu vexiren pflegte, wer der Hekuba Mutter gewesen, ist so gar unmöglich zu beantworten nicht gewesen. Sueton. Tiber. c. 70.
2 §. Vermählung und Kinder. Sie war die andere ordentliche Gemahlinn des Priamus, Königs zu Troja, da die erste Arisba gewesen, und zeugete sie mit ihm zuerst den Hektor, hernach, da sie wieder schwanger gieng, träumete ihr, als gebäre sie eine Fackel, welche ganz Troja verbrenne. Wie darüber Aesakus, des Priamus und gedachter Arisbe Sohn, ein guter Wahrsager, gefraget wurde: so gab er zur Antwort, Hekuba würde einen Sohn gebären, welcher seinem Vaterlande das gänzliche Verderben zuziehen würde. Es wurde daher der geborne Knabe zwar weggesetzet: jedoch aber zuerst von einer Bärinn, und sodann von den Hirten auferzogen, von denen er den Namen Alexander bekam, da er sonst Paris hieß. Nach diesem gebar sie noch die Kreusa, Laodice, Polyxena und Kassandra, ingleichen den Deiphobus, Helenus, Pammon, Polites, Antiphus, Hipponous, Polydorus und Troilus. Apollod. l. III. c. 2. §. 5. cf. Hygin. Fab. 91.
3 §. Gestalt und Eigenschaften. Sie soll groß, von einem edlen Wuchse, schön, von einer männlichen Seele, gerecht und fromm gewesen seyn, Dar. Phryg. c. 12. wobey andere insonderheit noch ihre Keuschheit rühmen. Hygin. Fab. 256. Immittelst aber wird nicht unbilligdie allzu große Liebe zu dem Alexander getadelt, als welchem zu Gefallen sie auf alle Art verhinderte, daß Helena den Griechen nicht wieder zugestellet wurde; damit aber dem ganzen trojanischen Reiche den Untergang zuzog. Dictys Cret. lib. I. c. 10.
4 §. Schicksal und Tod. Als Troja übergieng, so bekam sie Ulysses zur Sclavinn. Dictys Cret. l. V. c. 13. Bey dieser Gefangenschaft fand sie doch noch Gelegenheit, dem Polymestor, Könige in Thracien, auf eine grausame Art die Augen dafür auszustechen, daß er ihren ihm anvertrauten Sohn, den Polydorus, aus Begierde zu dem ihm mitgegebenen Schatze, umgebracht hatte. Euripid. in Hecuba v. 1035. Weil sie aber darüber, nach einigen, von den Thraciern mit Steinen verfolget wurde, Schol. Iuvenal. ad Sat. X. v. 271. oder aber damit sie von den Griechen nicht weggeführet würde, solche mit den heftigsten Schmähworten angriff: so wurde sie endlich auch in einen Hund verwandelt, nachdem sie sich ins Meer gestürzet hatte, Hygin. Fab. 3. oder doch stürzen wollte. Serv. ad Virg. Aen. III. v. 6. Nach einigen wurde sie von den Griechen mit Steinen zu Tode geworfen, da man denn, als man solche wieder von ihr weggeräumet, einen Hund, an statt ihrer, unter den Steinen gefunden. Schol. Euripid. ap. Potter. ad Lycophr. v. 331. Indessen wurde sie doch bey Abydus begraben, und ihr Begräbniß Cynossema, gleichsam κυνὸς σῆμα, Hunde Denkmaal, genannt. Strabo l. XIII. p. 595. cf. Muncker. ad Hygin. Fab. 3. Diese Verwandelung in einen Hund hat nichts mehr hinter sich, als ihr Keifen und Schmähen, womit sie die Griechen angegriffen. Dict. Cret. l. c. c. 16. cf. Banier Entret. XVII. ou P. II. p. 185. Man hat noch ein Trauerspiel des Euripides von ihr, welches Ennius vormals ins Lateinische übersetzet hat, dessen Uebersetzung aber so wie des L. Accius Tragödie von ihr verloren gegangen. Fabric. Bibl. græc. L. II. c. 18. p. 641.
http://www.zeno.org/Hederich-1770.