Nemeaevs Leo

Nemeaevs Leo

NEMEAEVS LEO, Gr. Νεμεαῖος Λέων, war ein ungeheurer Löwe, welcher weder mit Eisen, noch Erzte, noch Steinen verwundet werden, und also bloß mit den Händen bezwungen werden konnte. Es hielt sich derselbe zwischen den Städten Nemea und Mycene auf, allwo er an dem Berge Treto eine Höhle hatte, darinnen er lag. Weil nun solche durch den Berg hinweg gieng, so war er um so viel schwerer zu fangen, weil er sich durch denselben hinweg begeben konnte. Indessen zerriß er alles, was ihm vorkam. Da nun Herkules auf des Eurystheus Befehl denselben erlegen sollte, so jagte er ihn zuförderst auf, und, da er sich in besagte Höhle flüchtete, so stopfete Herkules den einen Eingang zu, ergriff ihn darauf mit den Händen und erdruckte ihn zwischen seinen Armen, zog ihm die Haut ab, und weil sie undurchdringlich war, so bedienete er sich hernach derselben statt eines Ueberhangs über sich, zumal sie so groß war, daß er sich ganz in dieselbe einhüllen konnte. Diod. Sic. l. IV. c. 11. p. 153. Cf. Tzetz. ad Lycophr. v. 33. Bey diesem Kampfe aber wurde dem Herkules auch der eine Finger weggebissen; daher er derselben nachher nur neune hatte. Das Grabmaal dieses weggebissenen Fingers war lange Zeit zu sehen, auf welchem zur Anzeigung solcher Begebenheit ein steinerner Löwe gesetzet worden. So soll ihm auch ein auf der Erde entstandener Drache in dem Gefechte wider ihn beygestanden haben, welchen Herkules hernach mit nach Theben genommen, und daselbst unterhalten, woselbst er aber endlich in einen Stein verwandelt worden. Ptol. Hephæst. l. II. p. 309. 310. Nach einigen soll er solchen Löwen erst mit seinen Pfeilen, allein vergebens, angegriffen haben, weil keiner durch die Haut gegangen, und, da er ihn endlich erstickt, auf die Schultern genommen, und also nach Mycene getragen haben. Apollod. l. II. c. 5. §. 1. Man sieht noch aut einer zu Nikopolis geschlagenen Münze des K. Septimius Severus, wie Herkules diesen Löwen ersticket. Frœl. tentam. 240. Eben so sieht man auch auf verschiedenen geschnittenen Steinen, wie er seine Arme um des Löwen Hals geschlagen, und alle seine Kräfte anwendet, denselben durch deren Zusammendrücken an seiner Brust zu erwürgen, der Löwe aber sich gewaltig sträubet und los zu kommen suchet, durch seine aufgeschwollenen Adern aber anzeiget, daß ihm der Athem entgehen will. Wilde gent. ant. n. 149. Lipperts Daktyl. 1 Taus. 570–573. Es soll aber dieser Löwe, nach einigen, ein Sohn des Mondes gewesen seyn. Serv. ad Aen. VIII. v. 295. Nach andern wurde er wenigstens in demselben auferzogen. Hygin. Fab. 30. Man will dabey, daß sich wirklich viele Löwen in dem Walde bey Nemea aufgehalten, welche Herkules verjaget, und unter denselben insonderheit einen sehr großen mit eigener Hand erleget, dessen Haut er nachmals um sich zu tragen pflegen. Banier Entret. XIV. ou P. II. p. 71. Dess. Erl. der Götterl. IV B. 607 S. Andere dichten dagegen, daß solcher Löwe zur Verewigung dieses ersten Kampfs des Herkules, selbst mit unter die Sterne versetzet worden, wo er annoch in dem Thierkreise zu sehen sey. Eratosthen. Cataster. 12. & Hygin. Astron. Poët. l. II. c. 24.


http://www.zeno.org/Hederich-1770.

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