- Polyxena
POLYXĔNA, æ, Gr. Πολυξένη, ης, (⇒ Tab. XXXI.) des Priamus und der Hekuba Tochter. Apollod. l. III. c. 11. §. 5. Sie war ihrer Gestalt nach lang, weiß, schön, hatte einen langen Hals, schöne Augen, blondes und langes Haar, wohlgebildete Gliedmaßen, geschlanke Finger, aufgerichtete Ohren, und die schönsten Füße, welche alle andere an Gestalt übertrafen. Dabey war sie von unverstelltem Gemüthe, freygebig und gütig. Dares Phrygius c. 12. Sie gefiel auch daher dem Achilles selbst so wohl, als er sie einst zu sehen bekam, daß er dem Priamus versprach, ihm den Frieden mit den Griechen zu verschaffen, wenn er ihm dieselbe zur Gemahlinn geben wollte. Bey der Unterhandlung deswegen aber wurde er in dem Tempel des thymbräischen Apollo von dem daselbst sich versteckten Paris tödtlich verwundet. Er verlangete daher bey seinem Tode, daß, wenn Troja würde erobert seyn, man ihm die Polyxena bey seinem Grabe aufopfern sollte. Serv. ad Virgil. Aen. III. v. 322. Andere wollen, sie sey bey dem Uebergange der Stadt mit gefangen worden. Da aber die Griechen zu Schiffe gehen wollen, so habe sich aus dem Grabe des Achilles eine Stimme hören lassen, welche sich beschweret, daß man ihm nicht auch etwas von der Beute gebe. Als der Wahrsager Kalchas deshalber befraget worden, so habe er gerathen, die Polyxena dem Achilles bey seinem Grabe abzuschlachten; welches denn Pyrrhus, des Achilles Sohn, bey guter Gelassenheit der Prinzessinn gethan. Eurip. Hecub. Act. II & III. Ovid. Met. XIII. v. 440. Hygin. Fab. 110. Serv. l. c. & Tzetz. ad Lycophr. v. 322. Nach einigen erschien Achilles nur dem Pyrrhus im Traume, und verlangete, daß man ihm die Polyxena opfern sollte, oder er würde die Griechen nicht sicher nach Hause schiffen lassen. Weil nun eben ein Sturm entstund, als Pyrrhus sein Gesicht erzählete, so bewilligten sie so gleich dessen Verlangen. Q. Calab. l. XIV. v. 178–327. Wiederum andere sagen, als Achilles hingerichtet wor den, so habe sie sich in geheim aus Troja geschlichen, und auf dessen Grabe erstochen; Philostr. ap. Tzetz. l. c. weil sie selbst ihn geliebet, und von des Paris Verrätherey nichts gewußt habe. Serv. l. c. Dieses wird gleichwohl in einer Grabschrift auf sie widersprochen. Auson. Epitaph. Heroum 26. Man hatte von ihrer Aufopferung verschiedene Gemälde in Griechenland, und sie trug dabey ihre Haare. wie Jungfrauen pflegen, in Locken aufgewickelt. Paus. Phoc. c. 25. p. 659. Es finden sich auch verschiedene Gemmen, auf denen sie vorgestellet ist. Lipperts Dactyl. ll Taus. 153–155 N. Descr. des pier. gr. du Cab. de Stosch. p. 395. Auf einem derselben sitzt sie auf einem Erdhaufen, worüber ein Schild geleget ist, und Pyrrhus steht hinter ihr mit dem Schwerte in der Hand. Darneben ist des Achilles bekränztes Grabmaal, woran ein Schwert hängt, und auf welchem ein Aschenkrug in der Gestalt einer gekrümmten Psyche steht. Gravelle Rec. des pier. ant. gr. T. II. pl. 62. Es ist aber solcher vielmehr eine dahinter stehende Säule, auf welcher Psyche mit aufgestemmtem Haupte sitzt. Polyxena ist nur am Unterliebe bekleidet, und Pyrrhus gar nicht, der sie mit der linken Hand von hinten zu umfassen scheint. Winkelm. Mon. antichi. n. 144. p. 191. So schön sie aber auch gewesen, so wollte sie Menelaus doch nicht für seine Helena annehmen, als sie ihm Priamus dafür anboth. Dict. Cret. l. II. c. 25. 26. Die Tragödien des Sophokles und Euripides von ihr sind verloren gegangen. Fabric. Biblioth. Gr. l. II. c. 17. §. 3. & c. 18. §. 3.
http://www.zeno.org/Hederich-1770.