Styx

Styx

STYX, gis, Gr. Στὺξ, γὸς, ( Tab. I. II.)

1 §. Namen. Nach einigen kömmt solcher von dem Griechischen στυγεῖν, hassen, her, weil solcher höllische Fluß allen verhaßt und fürchterlich sey. Voss. Theol. gentil l. II. c. 81. & Etymol. Stygius p. 575. Allein, andere gehen damit auf ihr Phönicisches, und wollen ihn von Schthik, Stillschweigen, herleiten, weil er die Kraft hatte, die Menschen ins Reich der Stillen zu verschicken. Cleric. ad Hesiod. Theogon. v. 776. Diese Meynung haben auch schon andere Gelehrte vor ihnen geheget Voss. Theol. gent. l. c.

2 §. Aeltern. Diese waren Erebus und die Nacht. Hygin. Præf. p. 2. Andere machen sie zu einer Tochter des Oceans und der Tethys. Apollodor. lib. I. c. 2. §. 2.

3 §. Mann und Kinder. Jener war Pallas, ein Riese, und zeugete sie mit solchem die schöne Nice, den Kratos, Zelus und Bias, d.i. Sieg, Stärke, Eifer, Kraft. Hesiod. Theog. 384. Apollod. l. I. c. 2. §. 4. Oder, nach andern, die Scylla, Gewalt, Misgunst, Macht, Sieg, (Vis, Invidia, Potestas, Victoria,) die Brunnen und Seen. Hygin. Præf. p. 11. Einige geben ihr auch einen gewesen Piras, um Manne, mit welchem sie die Hydra soll erzeuget haben. Pausan. Arcad. c. 18. p. 483.

4 §. Thaten und Wesen. Als Jupiter von den Titanen in dem Himmel bestürmet wurde, so kam sie ihm mit ihren Kindern zu erst zu Hülfe, und erhielt dafür die Ehre, daß die Götter bey ihr schwören mußten, und ihre Kinder stets bey ihm wohneten. Hesio. d. Theog. 397. Apollod. l. I. c. 2. §. 5. & Apollon. l. II. v. 291. Schwuren sie nun falsch, so mußten sie ein ganzes Jahr ohne Athemholen liegen, und durften mittler Zeit auch weder der Ambrosia, noch des Nektars genießen. Hesiod. l. c. p. 794. Andere setzen die Strafe noch höher, und zwar, daß sie alsdenn ganzer neun tausend Jahre in dem Tartarus dafür leiden müssen. Serv. ex Orpheo ap. Voss. Theol. gent. l. II. c. 81. Uebrigens wohnete sie von den andern Göttern abgesondert in einem Pallaste, welcher oben her mit ungeheuern großen Steinen bedecket war, sonst aber auf silbernen Säulen ruhete, welche bis an den Himmel reicheten. Hesiod. l. c. v. 777.

5 §. Wahre Beschaffenheit. Eigentlich war sie eine Quelle in Arkadien, unweit von den Ueberbleibseln der Stadt, Nonakris, welche aus einem hohen Felsen hervor kam, an demselben herunter träufelte, und endlich in den Fluß Krathis lief. Ihr Wasser hatte nicht allein die Kraft, daß Menschen und Vieh starben, welche es tranken; sondern es konnte auch in keinem andern Gefäße, als in Pferdehufen, aufbehalten werden, weil es Gold, Silber, Eisen, Krystall, Glas und alles andere durchfraß. Es wollen daher einige, daß mit solchem Wasser Alexander der Große in die andere Welt sey geschicket worden. Pausan. Arcad. c. 18. p. 483. sq. Nach einer neuern Beschreibung wird dieser See noch sehr fürchterlich und schädlich vorgestellet. Das Wasser desselben nimmt die häßlichsten Farben an, und ein dicker kupfergrünlicher Schaum mit schwarzen Flecken schwimmt darauf Hier und da steigen Blasen in die Höhe, welche wie Pech oder Theer sind. Es können keine Fische darinnen leben, und die aufsteigenden Dünste versengen die Bäume, welche da herum stehen. Es hüten sich auch die Thiere, dem Ufer nahe zu kommen. Fourmont dans l'Hist. de l'Acad. des Ins. T. IV. p. 554. Es wurde daher solche Styx für einen höllischen Fluß gehalten, weil sie eben alles tödtete und zur Hölle schickete. Cleric. ad Hesiod. Theog. v. 776. Indessen aber soll doch nicht die emzige Styx in Arkadien, sondern auch andere dergleichen Flüsse zur Erdichtung dieses höllischen Flusses, besonders aber die Gegend um den Lucrinus und Avernus in Italien, Gelegenheit gegeben haben. Voss. Theol. gentil. lib. II. c. 81.


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