Aëdon [1]

Aëdon [1]

AËDON, ŏnis, des Pandareus Tochter, lebete mit ihrem Manne, dem Polytechnus, in so vergnüglicher Ehe, daß sie sich dem Jupiter und der Juno selbst vorzogen. Weil aber solches diese Göttinn ungemein verdroß, so schickete sie die Eris ab, welche ihnen eingab, daß sie sich in einen Wettstreit einließen, wer am ersten mit seinem Kunststücke, er nämlich mit einem Stuhle, und sie mit einem Gewebe, fertig werden könnte, und wer verspielte, sollte dem andern eine Sklavinn zur Strafe geben. Da nun die Aedon gewann, so machete sich Polytechnus zu seinem Schwiegervater, und beredete solchen, als ob die Aedon ein inniges Verlangen trüge, ihre Schwester, Chelidonis, einmal wieder zu sehen. Pandareus glaubete seinen Worten, und gab sie ihm daher mit. Unterwegens aber that ihr Polytechnus Gewalt an, und drohete, sie zu ermorden, wo sie sagen würde, wer sie wäre, oder was ihr wiederfahren. Er brachte sie also zu ihrer Schwester, die sie nicht mehr kannte, und gab sie derselben zur Sklavinn, welches auch die se aus Furcht vor dem Pandareus geschehen ließ. Als sie aber doch dereinst ihr Unglück bey einem Brunnen allein beklagte, so wurde sie von der Aedon behorchet und, nachdem sie also einander erkannt, so fasseten sie den Entschluß, sich an dem Polytechnus zu rächen. Sie nahmen daher dessen mit der Aedon erzeugeten Sohn, zerstücketen ihn, kocheten ihn, und gaben ihn dem Polytechnus zu verzehren, worauf sie sich beyderseits wieder zu ihrem Vater, aus der Gegend Ephesus nach Colophon flüchteten. Als Polytechnus darauf erfuhr, was er gegessen hatte, so verfolgete er beyde bis zu ihrem Vater, wurde aber hieselbst von dessen Leuten gefangen genommen, gebunden, mit Honige bestrichen, und also den Fliegen vorgeworfen. Indessen ließ sich doch Aedon, aus ehemaliger Liebe zu ihm, wieder bewegen, solches Ungeziefer von ihm abzuhalten; und, als sie ihr Vater und Bruder deshalber hinrichten wollten, so verwandelte Jupiter den Pandareus in einen Meeradler, dessen Frau in einen Eisvogel, den Polytechnus in einen Pelican, der Aedon Bruder in einen Wiedehopf, sie selbst in eine Nachtigall, und ihre Schwester in eine Schwalbe. Boeus ap. Anton. Liberal. Metam. c. XI.


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  • Aëdon — (griechisch Ἀηδών, Nachtigall) ist in der griechischen Mythologie die Tochter des Pandareos und der Hermothoe und die Gattin des Königs von Theben, Zethos. Ihre Kinder waren Itylos und Nëis, ihre Schwägerin Niobe, die Gemahlin von Amphion,… …   Deutsch Wikipedia

  • Aëdon — (griech.), Nachtigall; die myth. Erzählung lautet bei Homer, Ovid und den spätern Mythologen verschieden, stimmt jedoch darin, daß Aëdon ihren eigenen Sohn Itylus umbrachte und von den Göttern in eine Nachtigall verwandelt wurde, die nun auf den… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Aedon — Aedon,   griechischer Mythos: Schwägerin der Niobe. Eifersüchtig auf deren Kinderreichtum, wollte sie Niobes ältesten Sohn töten, brachte dabei jedoch aus Versehen den eigenen Sohn Itylos (Itys) um. Aedons Klage um ihn hörten die Griechen aus dem …   Universal-Lexikon

  • Aedon — Aëdon ( die Nachtigall ) ist in der griechischen Mythologie die Tochter des Pandareos und der Hermothoe und die Gattin des Königs von Theben, Zethos. Ihre Kinder waren Itylos und Nëis, ihre Schwägerin Niobe, die Gemahlin von Amphion, einem Sohn… …   Deutsch Wikipedia

  • Aēdon — Aēdon, Tochter des Pandareus, lebte mit ihrem Gemahl, dem Künstler Polytechnos, zu Kolophon so zufrieden, daß sie der Götter Neid erregte. Eris ward daher von Here gesendet, dies Glück zu stören; sie vermochte Beide, ein Gebilde zu fertigen, wer… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Aëdon — Aëdon, im griech. Mythus Tochter des Pandareos von Milet, Gemahlin des Zethos von Theben, Mutter des Itylos. Neidisch auf den Kinderreichtum ihrer Schwägerin Niobe (s. d.), will sie deren ältesten Sohn ermorden, tötet aber versehentlich ihr Kind …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Aëdon — Aëdon. Von ihr gibt es eine zwiefache Mythe. Nach der ersten war sie Pandareus Tochter und Gemahlin des Zethos, eines Bruders von Amphion, dessen Gemahlin Niobe die kindergesegnete war. Auf das Mutterglück derselben eifersüchtig, sie hatte nur… …   Damen Conversations Lexikon

  • Aëdon — AËDON, ŏnis, Gr. Ἀηδὼν, όνος, ein Beynamen der Minerva, welchen ihr die Pamphylier ehemals gegeben. Er heißt so viel, als eine Nachtigall. Hesych. in Ἀηδὼν, s. pag. 31. doch weis man nicht, woher, oder warum sie diese Göttinn also genennet haben …   Gründliches mythologisches Lexikon

  • Aedon — {{Aedon}} ⇒ Pandareos …   Who's who in der antiken Mythologie

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