- Minos II
MINOS II, (⇒ Tab. XX.) des Lykastes Sohn, Diod. Sic. l. IV. c. 62. p. 183. und also des Minos I Enkel, wiewohl ihn auch einige selbst für Jupiters Sohn angeben. Hygin. Fab. 41. Apollod. l. III. c. 1. §. 3. & ad eum Gale l. c. §. 4. Sie verwirren aber damit beyder Historie dergestalt, daß fast nicht recht zu bestimmen ist, was man dem einen, oder dem andern von ihnen zuschreiben soll. Immittelst war er insonderheit der, welcher die Pasiphae, des Sol Tochter, zur Gemahlinn hatte. Da er sonst gewohnet war, dem Neptun alle Jahr den besten Ochsen von seiner Heerde zu opfern, so nahm er dafür einesmales einen geringern, und ließ hingegen jenen zur Zucht gehen. Dieses nahm Neptun so übel, daß er der erwähnten Pasiphae eine unnatürliche Liebe zu dem verschonten Rinde eingab. Diod. Sic. l. c. c. 79. p. 193. Andere erzählen dieses so: Da man den Minos nicht gern zur Regierung lassen wollte, so habe er zur Bezeugung, daß ihm die Götter selbst solche beschieden, öffentlich gesagt, er könne alles von ihnen erhalten, was er nur verlange. Weil er nun eben dem Neptun geopfert, so habe er ihn gebethen, er möchte ihm selbst einen Stier dazu geben. Hierauf sey sofort einer von ganz ungemeinen Schönheit aus der See empor gekommen, da ihm denn das Volk alsbald das Reich zugestanden, er habe aber Neptuns Ochsen behalten, und ihm hingegen einen geringern dafür von seiner Heerde abgeschlachtet. Sie vermengen aber hierinnen beyde Minos wieder mit einander, weil sie wollen, es habe sich dieses begeben, als Asterius gestorben. Apollod. l. c. Denn ihm folgete Minos I, der Itone Gemahl, und nicht Minos ll, der Gemahl der Pasiphae, in der Herrschaft. Indessen geben doch auch diese vor, daß Neptun zur Rache die Pasiphae in diesen Ochsen verliebt gemacht, da andere solches für eine Wirkung der Venus angeben. Serv. ad Virg. Eclog. VI. v. 47. Sieh Pasiphae. Indessen sey diesem, wie ihm wolle, so hatte doch Minos den Dädalus vorher nicht allein aufgenommen, da er von Athen flüchtig durchgehen mußte, sondern ihm seiner Kunst wegen auch alle Gnade zugewendet. Dafür aber kam er nun der Pasiphae in ihrer tollen Liebe zu Statten, und machte, daß sie dieselbe mit ihrem gehörnten Geliebten stillen konnte, und von ihm den Minotaurus gebahr. Wie indessen solche Kuppeley des Dädalus dem Minos zur Zeit annoch verborgen war: so ließ er eben denselben für solchen Minotaurus den so berühmten Labyrinth in Kreta verfertigen. Allein, als er erfuhr, wozu sich Dädalus hatte gebrauchen lassen, so setzete er ihn dafür mit sammt dessen Sohne, dem Ikarus, in einen Thurm gefangen, aus dem sie sich aber hinwiederum befreyeten. Diod. Sic. l. IV. c. 79. p. 193. Mittlerweile gieng des Minos Sohn, Androgeos, nach Athen auf die daselbst angestelleten Ritterspiele, und weil er fast in allen den Preis davon trug, und sich daher insonderheit des Pallas Söhne zu ihm hielten, so fassete Aegeus, damaliger König, den Argwohn, als suchten diese durch denselben ihn von dem Throne zu dringen. Er ließ ihm daher auf dem Wege nach Theben aufpassen und hinrichten. Hierüber kam es zwischen dem Minos und Aegeus zu einem schweren Kriege; und belagerte ersterer zuförderst die Stadt Nisa, oder das nachherige Megara, zu deren Einnahme ihm Scylla, des Nisus, Königs in besagtem Orte, zu ihrem eigenen Unglücke, behülflich war. Ovid. Met. VIII. ab init. Sieh Scylla. Immittelst konnte er doch den Atheniensern selbst nichts anhaben; daher er seine Zuflucht zu den Göttern nahm, und um Rache wider sie bath. Er erhielt solche dadurch, daß die Athenienser durch Pest und Hunger gezwungen wurden, sich mit ihm dahin zu vergleichen, daß sie ihm alle neun Jahre oder jährlich sieben Knaben und sieben Mägdchen nach Kreta senden mußten, die er sodann dem Minotaurus in dem Labyrinthe zu verschlingen gab, bis endlich Theseus diesem Tribute ein Ende machte. Apollod. l. III. c. 14. §. 9. & 10. Cf. Plutarch. in Thes. c. 19. & 22. & Suidas in Ἐν παντὶ μύθῳ, T. I. p. 752. Sieh Theseus. Indessen behauptete er doch zuerst die Herrschaft zur See. Strabo l. X. p. 476. & Thucyd. l. I. c. 4. Er hatte seinen Sitz zu Knossus, Homer. Od. Υ. v. 578. & Serv. ad Virgil. Ecl. VI. v. 60. und wird dabey von einigen für eben den Gesetzgeber der Kretenser gehalten, Strabo l. c. Cf. Marsham. Can. Chron. Sæc. XI. p. 290. für welchen andere den Minos I. angeben. Hierbey soll er kein Feind des Frauenzimmers gewesen seyn; sondern seine Händel mit gar vielen derselben gehabt haben, die aber auch alle durch seine Beywohnung umkamen; denn Pasiphae hatte aus Eifersucht gemacht, daß von ihm nichts, als Ottergeschmeiße, gieng, das allen denen den Tod brachte, welche mit ihm zu thun hatten. Nur die einzige Prokris wußte sich dawider zu verwahren; daher sie denn auch besondere Geschenke erhielt. Apollod. l. c. §. 1. Als er aber endlich des Dädalus Beleidigung nicht vergessen konnte, und erfuhr, daß selbiger sich in Sicilien, zu dem Könige Kokalus begeben hatte, so gieng er ihm mit einer starken Flotte nach. Kokalus sah sich ihm nicht gewachsen, wollte aber doch auch den Dädalus nicht gern aushändigen, und empfieng also den Minos mit aller Freundlichkeit. Als ihn aber seine Prinzessinnen hernach, der Gewohnheit gemäß, im Bade bedienten, Athen. l. I. c. 8. p. 10. so versperreten sie ihn in demselben, und heizeten dabey so heftig ein, daß er endlich verschmachten und also umkommen mußte. Diod. l. c. c. 81. p. 194. Des Sophokles Tragödie von ihm ist verloren gegangen. Fabr. Bibl. Gr. l. II. c. 17. §. 3.
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