- Acoetes
ACOETES, æ, der Sohn eines Fischers aus Mäonien, und Steuermann in dem Schiffe einiger Tyrrhener, die ehemals den Bacchus entführen wollten. Denn da er mit seinem Schiffe an der Insel Naxus angeleget, und nun wieder unter Segel gehen wollte, so brachte ihm einer von seinen Schiffsleuten ein Kind von einer reizenden Schönheit, welches er an einem Orte schlafen gefunden hatte. Acötes betrachtete es genau, und hielt es für einen Gott; daher er es auch bath, es möchte doch denjenigen verzeihen, die ihm die Freyheit genommen hätten. Die Schiffsleute hielten solches für eine leere Einbildung, und trugen das schlafende Kind auf ihr Schiff, in der Hoffnung, ein ansehnliches Lösegeld dafür zu bekommen. Acötes widersetzete sich ihnen, und das Kind erwachete über diesen Lärm. Es wunderte sich, da es sich auf einem Schiffe sah, und verlangete, man sollte es wieder nach Naxus zurück führen. Die Schiffsleute versprachen es ihm, nahmen aber dem ungeachtet einen andern Weg. So bald solches das Kind merkete, so beklagete es sich vergebens über die Treulosigkeit seiner Führer. Auf einmal stund das Schiff mitten in der See, wie auf einer Sandbank fest. Die Schiffleute verdoppelten ihre Kräfte, es fort zu bringen. Allein, Epheuranken schlangen sich um die Ruder, und wanden sich um die Segel, daß solche nicht ihrs Werk thun konnten. Bacchus, der unter der Gestalt des Kindes verborgen war, erschien mit Trauben gekrönet, dem Thyrsusstabe in der Hand, und mit Tygern, Löwen und Panthern umgeben. Alle Leute auf dem Schiffe wur den in Delphine verwandelt, bis auf den Acötes, der es wieder nach Naxus führete, und daselbst die Geheimnisse dieses Gottes feyerte. Er erzählete diese Geschichte dem Könige Pentheus, als solcher wider den Bacchus ziehen wollte, ihn gefangen zu nehmen. Pentheus aber kehrete sich daran nicht, sondern ließ ihn dafür ins Gefängniß werfen, und wollte ihn hinrichten lassen. Doch die Thüren des Gefängnisses öffneten sich von selbst, und die Fessel fielen ab, ohne daß jemand die Ketten zerbrochen hätte, so daß Acötes frey fortgehen konnte. Ovid. Metam. lib. III. v. 576. seqq. Hygin. Fab. 134. Man will aber, es habe sich Bacchus selbst in diesen armen Mann verstellet, und den Pentheus dadurch von seinem verwegenen Unternehmen abzubringen gesuchet. Weil es ihm aber damit nicht gelungen, so habe er sich auf den Berg Cithäron begeben, und daselbst des Pentheus Mutter, Agave, mit ihren Schwestern dergestalt in Raserey gesetzet, daß sie den Pentheus in solcher elendiglich umbrachten. Lactant. Plac. Narr. L. III. Fab. 7.
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