- Canóbvs
CANÓBVS, oder, welches einerley ist, Canopus. i, Gr. Κάνωβος, oder Κάνωπος, ου, des Menelaus Steuermann, als solcher von Troja zurück gieng, der aber in Aegypten von einer Otter gebissen wurde, daß er starb, worauf ihn Menelaus daselbst begraben ließ. Er war von sehr schöner Gestalt, so, daß sich auch die Theonoe, des Proteus Tochter, ungemein in ihn verliebete. Man will, daß von ihm so wohl die Stadt Kanobus, als auch der eine Ausfluß des Nils, den Namen bekommen haben; Conon Narr. 8. Strabo lib. XVII. p. 801. & Tacit. Aunal. II. c. 60. Dieß ist aber nur ein bloßes Vorgeben der Griechen, und es ist überhaupt noch ungewiß, ob dieser Kanobus jemals nach Aegypten gekommen sey, wie denn diese Stadt lange vorher schon gestanden, und ihr Namen so viel als ein goldenes Erdreich bedeutet. Aristid. in Aegyptio fol. 96. a. Noch weniger wahrscheinlich ist es, daß er von den Aegyptern göttlich verehret worden. Schlæger de numo Hadriani plumbeo p. 93. Es wird zwar des berühmten Tempels des Amykäli Canobi gedacht: Dionys. Perieg. v. 12. Allein, diese Stelle bedeutet nichts anders, als die Stadt Kanobus selbst. Eustath. ad h. l. Cf. Iablonski Panth. Aeg. P. III. p. 133. Eben so verdächtig ist es, wenn man einen Gott des Wassers aus ihm machet, und er daher wohl gar Ποσειδῶν Κάνωβος, oder Neptunus Canobus, genannt wird. Voss. Theol. gent. L. I. c. 31. Denn die Stelle, worauf man sich deswegen bezieht, Stephan. byzant. in voc. Κάνωβος, saget solches erstlich nicht, sondern nur, daß Neptun zu Kanobus einen Tempel gehabt habe, und hernach will man auch, daß sie verderbt sey, und für Ποσειθῶνος daselbst Πλούτωνος müsse gelesen werden, unter welchem letztern man den Serapis verstanden; denn nur der und Herkules hatten berühmte Tempel zu Kanobus. Iablonski l. c. p. 138. Daß aber des Menelaus Steuermann sollte göttlich seyn verehret worden und einen Tempel gehabt haben, findet man bey keinem heidnischen Schriftsteller; und haben es nur die christlichen zuerst vorgegeben, ohne daß man recht weis, woher. Nach diesen soll er zwölf Meilen von Alexandrien am Ufer seyn begraben und göttlich verehret worden. Epiphan. in Ancorato §. 108. p. 109. T. II. Opp. Dieß wäre denn zu Kanobus gewesen, welches nur so weit davon gelegen. Schlæger. l. c. p. 106. Daselbst soll er auch einst der Chaldäer Gott, das Feuer selbst, überwunden haben. Denn als einige von letzterer Nation mit solchem ihrem Abgotte umher zogen, und sich rühmeten, daß kein anderer Gott so mächtig, als er sey, weil er sie insgesammt, sie möchten von Erzte, Holze, oder einer andern Materie seyn, verzehren werde, so nahm ein ägyptischer Pfaffe einen großen bauchichten Krug, der voller kleinen Löcherchen war, und dergleichen von den Aegyptern gebrauchet wurden, das trübe schlammichte Wasser des Nils hell und rein zu machen, verkleibete die Löcherchen mit Wachse, setzete dem Topfe einen Kopf von des Kanobus Bildsäule auf, und gab ihn also für den Gott Kanobus aus. Als nun die Chaldäer ihren Gott, das Feuer, um solchen Kanobus herum machten, und also gleichsam beyde Götter mit einander kämpfen ließen, so zerschmolz das Wachs vom Feuer, daß das Wasser allenthalben aus dem Topfe heraus spritzete, und endlich das Feuer auslöschete. Kanobus behielt also über der Chaldäer Gott die Oberhand, und wurde für mächtiger, als dieser, gehalten. Ruffin. Hist. eccles. L. II. c. 26. Suidas in Κάνωπος s. T. II. p. 239. Cf. Casal. de ritib. Aegypt. c. 14. Auf einem geschnittenen Steine, der auf diese Begebenheit zielet, ist er mit einem Topfe umkleidet, so daß unten die Füße und oben der Kopf heraus kucken, das Wasser aber überall aus den kleinen Löcherchen hervor läuft. Gorlæi Dactylioth. T. II. n. 458. Beger. Thes. Brand T. III. p. 308. Macar. Abraxas. Tab. 25. n. 103. & al. Montf. Antiq. expl. T. II. P. II. p. 366. Indessen findet man doch noch einen andern Kanobus, der des Osiris Steuermann, oder vielmehr Admiral, seiner Flotte bey seinem indischen Feldzuge gewesen, und dem zu Ehren ein Gestirn mit seinem Namen benennet worden. Es soll auch sein Schiff eben das seyn, welches an dem Himmel unter dem Namen Argo steht; Plutarch. de Isid. & Osirid. c. 24. p. 359. T. II. Opp. allein, es fehlet ihnen dennoch dießfalls an genugsamem Erweise. Voss. l. c. Uebrigens wurde dieser Kanobus als ein unten dickbäuchiger, oben aber etwas spitzig zugehender Krug, oder Topf gebildet, auf welchen ein Mannsgesicht mit einer Lilie, oder dergleichen Blume, oben aufgesetzet war, sonst aber nach einigen auch noch kleine Füße, allein nichts von Armen, oder dergleichen etwas mehr hatte, Chausse Gemme ant. fig. tav. 53. Struvius Synt. A. R. c. 1. p. 186. & Tab. V. Fig. 24. item Chartar. Imag. 37. Dagegen geben ihm andere kreuzweis auf der Brust liegende Hände, in deren rechten er annoch einen unter sich gehenden Pfeil hält, wobey das übrige der Arme mit einer in sechs Reihen gespaltenen hieroglyphischen Schrift bedecket ist. Casal. l. c. & idem Fig. Num. 4. Man findet davon noch verschiedene andere Vorstellungen in den Cabinetten und auf Gemmen, deren einige mit allerhand andern symbolischen Figuren bezeichnet sind. Wilde gem. ant. sel. Tab. 32. Borioni Collect. ant. Roman. tab. 3. & 4. Daher man solche auch lieber zu den pantheischen Vorstellungen der ganzen ägyptischen Götterlehre rechnen will. Borioni l. c. p. 3. & 4. Es wurde aber eigentlich unter diesen Abbildungen Serapis in der Stadt Kanobus verehret, wenn er gleich sonst insgemein auf andere Arten abgebildet wurde. Schlæger l. c. p. 166. sqq. Iablonski l. c. p. 149. Jedoch, da dieselben von so mancherley Art sind, und einige Männer andere Weibergesichter haben, ja zuweilen mit andern hieroglyphischen Zeichen begleitet sind: so ist es muthmaßlich, daß man darunter noch andere Götter habe andeuten wollen. Wenn daher ein solches Bildniß auf einem geflügelten Greise steht, der mit dem linken Fuße ein Rad hält, worinnen ein Kreuz ist, wie beym Agostino gemme ant. fig. P. II. n. 73. vorkömmt, und vom Maffei gem. ant. T. II. tav. 15. wiederholet ist: so soll es den Knuph oder guten Geist, oder Nil, bezeichnen. Iablonski l. c. p. 148. Die mit dem Weibergesichte aber sollen die Isis, und noch andere nur bloße Wasserkrüge vorstellen. Ibid. p. 151.
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