- Argo
ARGO, us, Gr. Ἀργὼ, όος, contr. οῦς.
1 §. Namen. Nach einigen hat dieses Schiff seinen Namen von seinem Baumeister, dem Argus, der des Polybus und der Argia Sohn soll gewesen seyn. Hygin. Fab. 14. p. 36. Apollod. lib. I. c. 9. §. 16 Schol. Apollon. ad lib. I. v. 4. Sieh seinen Artikel. Hingegen wollen es andere von der Stadt Argos benannt wissen; Hegesander ap. Tzetz. ad Lycophr. v. 883. oder weil es nach dem Muster des Schiffes des Königs von Argos, Danaus, welches auch Argo soll geheißen haben, erbauet worden. Banier. Erl. der Götterl. IV. B. 503. S. oder auch, weil es Argiver geführet habe. Cic. Tusc. Quæst. L. I. c. 20. da Die dritten leiten dessen Namen von ἀργὸς, schnell, her, weil es sehr geschwind in seinem Laufe gewesen. Diod. Sicul. lib. IV. c. 42. p. 171. Hygin. Astron. Poet. lib. II. c. 37. & Serv. ad Virg. Eclog. IV. v. 34. Die vierten wollen, es habe ihm denselben Herkules von dem Argus, Jasons Sohne, gegeben, welchen er gar besonders geliebet. Ptol. Hephæst. lib. II. p. 310. Pherecyd. ap. Schol. Apollon. l. c. Die fünften und meisten aber suchen den Ursprung dieses Wortes in der phönicischen Sprache, in welcher Arco so viel, als lang, heißt, und wollen, daß solches Schiff diesen Namen bekommen, weil es das erste lange Schiff gewesen, das auf dem Meere gesehen worden. Bochart. Chanaan lib. I. c. 11.
2 §. Angeber und Baumeister. Weil Pelias, König in Thessalien, seinen Bruder, Aeson, vom Throne vertrieben, sich aber dabey doch vor dessen tapferm Prinzen, Jason, fürchtete, so hörete er es nicht ohne Vergnügen, als dieser seine Luft bezeugete, das goldene Vlies aus Kolchis zu holen. Denn, weil er solches für eine Sache hielt, worüber derselbe leicht umkommen, und er also das an sich gebrachte Reich in Ruhe behalten würde, so frischete er ihn nicht nur nach allem Vermögen darzu an, sondern erboth sich auch, ihm mit einem Schiffe und allen Nothwendigkeiten an die Hand zu gehen. Diod. Sicul. lib. IV. c. 41. p. 170. & Serv. ad Virg. Ecl. IV. v. 34. Nach andern soll Pelias selbst dem jungen Jason, der die Krone seines Vaters von ihm wieder forderte, solches zuerst angegeben haben, mit dem Versprechen, er wollte ihm sein Verlangen gern gewähren, wenn er nur erst dieser Religionspflicht ein Genügen geleistet hätte. Denn, wie er sagete, so hatten ihn die Manen des Phrixus in schrecklichen Träumen angelegen, wieder nach Griechenland gebracht zu werden. Weil ihm nun sein Alter nicht mehr erlaubete, solches zu unternehmen, so empfahl er es dem Jason. Pindar. Pyth. Od. IV. v. 234. sqq. Diesem gefiel der Antrag, und er ließ daher durch den oberwähnten Argus das Schiff bauen, wobey ihm denn Minerva selbst behülflich war. Apollod. lib. I. c. 9. §. 16. & Apollon. lib. I. v. 19. Es ist eine ganz besondere Meynung, wenn einige wollen, daß es Herkules selbst an dem Berge Ossa Ptol. Hephæst. lib. II. p. 310. erbauet, die Ehre der Erbauung aber dem Argus, seinem Lieblinge, gelassen habe.
3 §. Ort des Erbauens. Dieser war nach einigen die Gegend unten am Berge Pelion, Diod. Sicul. l. c. p. 171. nach den andern die Stadt Argos, Hegesander ap. Tzetz. ad Lycoph. p. 883. nach den dritten die Stadt Demetrias in Magnesia, Pindar. ap. Hygin. Astron. Poet. lib. II. c. 37. nach den vierten die Stadt Pagasä in Thessalien, als welche eben daher von παγῆσαι, zusammenfügen, den Namen bekommen haben soll, Callim. ap. eumd. l. c. und nach den fünften endlich der Berg Ossa in Thessalien, Ptol. Hephæst. l. c.
4 §. Art und Gestalt. Da man sich sonst lauter runder Schiffe bedienet hatte, so war dieses das erste, welches in die Länge gebauet war. Schol. Apollon. op. Muncker. ad Hygin. Fab. 14. Es hatte 50 Ruder, Apollod. lib. I. c. 9. §. 16. und war eigentlich eine so genannte Galeere; Chevreau Histoir. du Monde liv. VI. c. 5. p. 262. oder wie die Benennung eines langen Schiffes auch erkläret wird, ein Kriegesschiff. Schol. Aristoph. in Equit. v. 84. und soll funfzig bis sechzig Ellen lang gewesen seyn, weil einige ihm so gar dreyßig Ruder auf jeder Seite geben. Bochart. Chan. L. I. c. 11. Insonderheit hatte Minerva in den Vordertheil ein Brett mit eingesetzet, welches aus einer redenden Büche aus dem dodonäischen Walde genommen war, Apollod. l. c. und den Argonauten an statt eines Orakels dienete. Andere melden, es habe sich dieses Brett in dem Hintertheile des Schiffes befunden; Val. Flacc. Argon. L. I. 301. oder daß es nur eine redende Materie gewesen; Aeschyl. ap. Hygin. Astron. Poet. l. II. c. 37. und noch andere, daß der Mastbaum aus einer redenden Eiche bestanden, welche Minerva aus gedachtem Walde genommen. Meurs. ad Lycophr. v. 1313. Doch wollen auch einige, daß so wohl das ganze Schiff, als der Mastbaum darinnen, von sichtenem Holze gewesen: Weitz. ad Valer. Flacc. lib. I. v. 457. wiewohl, was die lt Materie des Schiffes selbst anbetrifft, einige solche bald für eonisches Holz, welches weder im Wasser verfaulen, noch im Feuer verbrennen soll, Alex. Cornel. ap. Plin. H. N. l. XIII. c. 22. andere für Kiefern, die dritten für Erlen, die vierten für Tannen, und die fünften für Fichten und Eichen unter einander ausgeben. Muret. ad Catull. Epigr. 65. Es mag aber nun ein Brett in dem Vordertheile, oder der Mastbaum, oder auch, wie noch einige wollen, ἡ τρόπις, oder der Boden dieses Schiffes, der auch aus einer dodonäischen Eiche soll gewesen seyn, haben reden können; Apollon. l. IV. v. 582. Cf. Tzetz. ad Lycophr. v. 1319. so wird doch wenigstens oft gemeldet, daß es solches gekonnt; daher es auch einige das weissagende Schiff, Valer. Flacc. I. 2. andere λάληθρον κίσσαν, die schwatzhafte Elster genannt haben. Lycophr. v. 1379. Hiernächst sollen auch die Ruderbänke von dodonäischen Eichen, Canter. ad Lycophr. l. c. das Schiff aber selbst von außen her mit allerhand schönen Bildern, als der Historieder Thetis und des Peleus, des Polyphemus und der Galatea, der Schlacht der Lapithen mit den Centauren auf des Pirithous Beylager u.d.g. ausgemalet gewesen seyn. Valer. Flacc. Argon. I. v. 229. sqq. Bey dem allen war es doch so leicht, daß es die Argonauten auf die Schultern nehmen und zwölf Tagereisen weit in der libyschen Wüsten hinweg tragen konnten; Nat. Comes. l. VI. l. 8. welches man aber für unwahrscheinlich halten muß. Bochart. l. c.
5 §. Schicksal. Als die Argonauten auf solchem glücklich wieder zurück nach Griechenland kamen, so widmete es Jason der Pallas. Nat. Comes l. VI. c. 10. Sie setzete es aber selbst an den Himmel, und zwar so, daß es von vorn bis an den Mastbaum daran zu sehen steht, Eratosth. Catasterism. 35. und folglich die Gestalt eines im Haven stehenden Schiffes vorstellet. Cicer. Arat. v. 126. sqq. Es soll aber solche Ehre darum erlanget haben, weil es das erste Schiff gewesen, welches sich auf die offenbare See gewaget, Martial. lib. VII. Epigram. 18. andere aberglauben, daß es darum geschehen sey, damit es den Schiffleuten zum Troste dienen, Eratosth. l. c. und sie noch nicht verzagen sollen, wenn schon ihr Schiff halb in zwey gebrochen sey. Hygin. Astron. Poet. lib. II. c. 37. Sonst hatte man zu Rom annoch zu des Martialis Zeiten ein Stück darvon, worauf dieser Poet ein Sinngedicht verfertiget. loc. cit.
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