Favnvs

Favnvs

FAVNVS, i, ( Tab. IX.)

1 §. Namen. Dieser soll nach einigen von Fari herkommen, weil solcher vermeynter Gott den Leuten auch statt eines Orakels dienete, und insonderheit den Mannspersonen wahrsagete. Varro de LL. l. VI. c. 3. & Fah. Bassus ap. Lactant. l. I. c. 22. §. 9. Andere leiten ihn dagegen von dem Griechischen φάυω her, welches auch ich sage heißt. Noch andere setzen zu dessen Stammworte das griechische πᾶν, für welches die Aeolier πᾶνος gesagt haben; und, da der Griechen Pan, und der Lateiner Faunus an sich einerley sind, so nehmen sie auch die Namen für einerley an. Voss. Etymol. in Faustus, s. p. 242. Dieß scheint zwar einigen eine fast lächerliche Ableitung zu seyn: jedoch erzwingt sie auch beynahe derselben eigenen Beyfall. Voss. l. c. Sonst aber soll er noch Incubus. Inuus, Fatuus, Fatuellus und Ephialtes, wie auch Silvanus u.s.f. genannt werden, Serv. ad Virg. Aen. VII. 776. & Aurel. Vict. de O. G. R. c. 4. welche Namen daher nachzusehen.

2 §. Aeltern. Dafür nehmen einige den Jupiter und die Circe an. Non. Dionys. XIII. 330. Insgemein aber heißt es, sein Vater war Picus, Saturns Sohn, Aurel Victor de O. G. R. c. 4. & ad eum An. Fabra l. c. und König der Aboriginen, seine Mutter aber Canens, eine Nymphe, so fern als diese für des gedachten Picus Gemahlinn angegeben wird. Ovid. Metam. XIV. v. 333. In dessen machen ihn doch einige auch zu des Mercurius Sohne, Dercyllus ap. Plutarch. Parall. min. n. 35. p. 315. T. II. Opp. und andere zu einem Abkömmlinge des Mars. Dionys. Halic. A. R. l. I. p. 24. Es sollen aber zwo Faunen gewesen seyn, Manetho ap. Rosin. A. R. l. II. c. 17. sie können also auch wohl unterschiedene Aeltern gehabt haben.

3 §. Stand und Thaten. Er folgete seinem Vater, dem Picus, als vierter König in dem aboriginischen Königreiche im J.d.W. 2695. und verwaltete solches auf 44 Jahr. Syncellus ap. Calvis. ad A.M. 2695. Er soll der erste gewesen seyn, der die wüsten Menschen, in Latien auf eine sittsamere Lebensart geführet, Rosin. A. R. l. II. c. 17. und insonderheit den Göttern ihre ersten Tempel erbauet haben, die daher auch, nach einigen, von ihm Fana genannt worden. Probus ap. Voss. Etymol. in Fanum. So nahm er auch den Evander gütig auf, und räumete ihm so viel Landes ein, daß er die Stadt Pallantium erbauen konnte, woraus nach der Zeit Rom wurde. Aur. Vict. de O. G. R. c. 5. Dion. Halic. L. I. p. 24. Hiernächst soll er, nach einigen, die Pfeifen erfunden, Isidor. Orig. l. III. c. 20. dem Saturn die Menschenopfer verordnet, den Picus und seine Gemahlinn mit unter die Götter versetzet haben. Lactant. Instit. l. I. c. 22. §. 1. Man will auch, er sey mit dem Bacchus nach Indien gegangen. Non. Dionys. XIII. 328. Bey allem dem leugnen doch einige, daß es jemals einen König dieses Namens bey den Aboriginern gegeben, sondern er sey nichts anders, als der Pan, und Evander habe dessen Verehrung aus Arkadien mit nach Italien gebracht. Voss. Theol. gent. l. I. c. 12. cf. Serv. ad Virg. Georg. I. 10. Jedoch soll ihn auch Herkules hingerichtet haben, da er ihn, seiner Gewohnheit nach, als einen Fremden, seinem Vater, dem Mercurius, opfern wollen. Dercyllus ap. Plutarch. parall. min. num. 38. p. 315. T. II. Opp.

4 §. Verehrung. Man verehrete ihn als einen Wald- und Feldgott, Ovid. Metam. l. VI. 392. wie auch des Vogelsanges. Propert. l. IV. Eleg. 2. v. 34. Andere machen ihn dagegen zu einem höllischen und Pestgotte. Porphyr. ap. Rosin. A. R. l. II. c. 17. Man schrieb es ihm zu, wenn man ungewöhnliche Stimmen zu hören oder Gesichter zu sehen glaubete. Dion. Hal. l. V. p. 290. Indessen hatte er zu Rom seinen Tempel auf dem cölischen Berge, der rund und mit vielen Säulen ausgezieret war. Fam. Nardin. l. III. c. 7. p. 100. Einen andern erbaueten ihm die Baumeister, Domitius Aënobarbus und C. Scribonius, in der Tiberinsel für das Strafgeld, welches einige Viehhändler erlegen mußten. Liv. lib. XXXIII. c. 42. Man heiligte ihm die Fichten, Ovid. Epist. Oenones v. 137. & Voss. Theol. gent. l. V. c. 48. und den wilden Oelbaum. Virg. Aen. XII. 766. Von Thieren opferte man ihm insonderheit einen jungen Bock, Horat. l. III. Od. 17. v. 5. und auch wohl ein Lamm. Id. l. I. Od. 4. v. 12. Das ihm zu Ehren angeordnete Fest, die Faunalia, wurden den fünften December, in den Wäldern und auf den Feldern, gehalten. Acron. & Porphyrion ap. Rosin. A. R. l. IV. c. 16.

5 §. Familie. Seine Gemahlinn war Fauna, oder, wie sie auch genannt wird, Fatua, Lactant. Instit. l. I. c. 22. §. 9. Weil er aber solche selbst unter die Götter versetzete, so scheint sie vor ihm verstorben zu seyn, da er denn erst mit der Marica, einer Nymphe, den Latinus gezeuget. Virgil. l. c. Taubmann. ad Virgil. Aen. VII. 47. Diese Marica aber halten einige für die Circe. Andere wollen, es habe ihm Herkules ein hyperboreisches Mägdchen zur Gemahlinn gegeben, welches sich von ihm schwanger befunden und hernach den Latinus zur Welt gebracht habe. Dion. Halic. l. c. p. 35.

6 §. Bildung. Wenn man ihn als einen Land- und Feldgott vorstellet, so kömmt er mit den Faunen überhaupt sehr überein; nur daß er bärtig ist, da die Faunen gemeiniglich ohne Bart sind. Sonst hat man seine Verrichtungen noch auf einer Medaille des K. Hadrians vorgestellet zu seyn geglaubet. Man sieht auf derselben einen Alten mit einer Sichel oder einem Rebmesser in der linken Hand, über dessen Schulter ein Tuch hängt. Mit der rechten führet er ein Stück Vieh zu einem brennenden Altare, vor welchem man ein Huhn sieht. Hinter demselben zeigen sich zwo Säulen von einem Tempel, und hinter dem Rücken des Mannes und des Opferthieres ein Baum, welches alles denn leicht auf ihn kann gedeutet werden. Buonaroti. Osserv. sopra alc. Medag. p. 15. Auf einer andern sieht man statt des Huhnes einen Hund. Corrar. num. ær sel. max. mod. t. 8.


http://www.zeno.org/Hederich-1770.

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