Hippolytvs [1]

Hippolytvs [1]

HIPPOLŶTVS, i, ( Tab. XXIX.) des Theseus Sohn: ob aber Hippolyta, oder Antiopa, seine Mutter gewesen, ist nicht füglich zu bestimmen; weil man nicht weis, welche eigentlich von beyden des Theseus Gemahlinn gewesen sey. Genug aber, daß es eine der Amazonen gewesen seyn soll, nach deren Tode Theseus diesen seinen Sohn zu seiner Schwester Aethra, nach Trözene, gethan, daß er daselbst von ihr auferzogen würde. Wie er aber mitler Weile die Phädra, des Minos II aus Kreta Tochter, wieder zur Gemahlinn nahm: so verliebete sich solche in den Hippolytus, als er dereinst nach Athen kam, einem gewissen Feste mit beyzuwohnen. Diod. Sic. l. IV. c. 64. p. 184. Sie erbauete daher auf dem Schlosse zu Athen der Venus einen Tempel auf der Gegend, wo sie Trözene konnte liegen sehen, und nannte solchen Hippolytion, welcher aber nachher der herumschauenden Venus ihrer, Κατασκοπίας, genannt worden. Paus. Corint. c. 32. p. 146. Als sie nun darauf mit dem Theseus selbst dahin reisete, so lag sie dem Hippolytus an, ihre Liebe zu befriedigen. Dieser aber bezeigete einen Abscheu davor, gab ihr eine abschlägliche Antwort, und entwich. Diod. Sic. L. IV. c. 64. p. 184. Diese Handlung meynet man auf einem herkulanischen Gemälde zu sehen, wo ein junges Frauenzimmer mit betrübtem Gesichte in der Stellung, als wenn es sein weißes Kleid auf der linken Schulter mit der linken Hand zuheftete, auf einem schön gearbeiteten Stuhle sitzt, der mit einem türkisfarbichten Tuche bedecket ist, welches der Mantel dieses Frauenzimmers zu seyn scheint, das sich mit seinem rechten Arme auf die Stuhllehne stützet und die Füße auf einem Fußschemel stehen hat. Ihr Kopf, der mit einer Perlenbinde umgeben zu seyn scheint, ist von einer alten Frau weggewandt, die neben ihr steht, und sehr angelegentlich mit einem jungen Menschen redet, welcher weg zu gehen scheint und in seiner Stellung und in seinem Gesichte ein großes Erstaunen und einen gräulichen Abscheu zeiget. Diese Alte, von deren Kleidung die Farbe nicht angezeiget ist, soll der Phädra Amme seyn, welche dem Hippolytus den Antrag gethan hat. Euripid Hoppol. Act. III. init. Er ist bloß mit einem Mantel Chlamys bekleidet, der von seinen Schultern hinab hängt und ihn vorn ganz bloß läßt. In der Hand hat er einen langen Spieß mit unterwärtsgekehrter Spitze, und steht an einer Thüre, vor welcher ein kurzgekleideter Bursche, dessen Rock ihm nicht bis an die Knie geht, ein völlig aufgezäumtes Pferd mit einem Brustriemen, woran vorn ein halber Mond hängt und einer über den Rücken gelegten Decke an dem Zaume hält. Le pitture ant. d'Ercol. T. III. tav. 15. Phädra verwandelte darauf ihre Liebe in einen bittern Haß; und als sie nach Athen zurück kam, so brachte sie dem Theseus vor, Hippolytus habe ihr ungeziemende Dinge angesonnen. Dieser forderte daher den Hippolytus nach Athen. Allein, da Phädra sich vor der Sachen Ausgange fürchtete, so erhieng sie sich selbst. Auch Hippolytus war ganz bestürzt darüber, als er hörete, was er zu Athen sollte. Indem er also nicht genugsam Acht auf seine Pferde hatte, so giengen diese durch, und schleiften ihn elendiglich zu Tode. Diod. Sic. l. c. Einige wollen, es habe Phädra, nach des Hippolytus Abweisung, selbst an den Theseus geschrieben, daß sie von dem Hippolytus mit Gewalt zu dessen Willen gezwungen worden; und, weil sie sich gleich darauf erhenket, so habe der Vater den Hippolytus, unter den größten Verwünschungen, aus Athen fortgehen heißen, und zugleich von dem Neptun gebethen, ihn aus dem Wege zu räumen. Als daher Hippolytus an der See hingefahren, so habe Neptun plötzlich einen ungeheuren Ochsen aus derselben hervor springen lassen, vor welchem die Pferde scheu geworden, und dadurch den guten Hippolytus in Stücke zerrissen. Hygin. Fab. 46. Gleichwohl machte ihn Aeskulapius nachher wieder lebendig, und Diana verwandelte ihn in einen alten Mann, brachte ihn in einen Hayn bey Aricia in Italien, und nennte ihn Virbius; daher er denn daselbst als einer von den kleinen Göttern verehret wurde. Ovid. Met. XV. v. 494. Cf. Mezir. sur les ep. d'Ovid. T. I. p. 383. Indessen verehreten ihn auch die zu Trözene göttlich. Diod. Sie l. c. Diomedes soll solches zuerst gethan haben, der ihm auch einen sehr schonen Hayn und einen Tempel mit seinem Bilde darinnen gewidmet hat. Pausan. Corinth. p. 145. Man will ihn sonst lieber für einen Liebhaber der Diana angeben, als die eben so heilig und rein nicht gewesen, als sie wohl ingemein gerühmet wird. Lactant. Instit lib. I. c. 17. p. 15. Bey allem dem wollten die Trözenier doch nicht zustehen, daß er von den Pferden umgebracht worden, sondern glaubeten, er sey so fort in den Himmel genommen, und daselbst der Fuhrmann geworden. Pausan. Corinth. c. 32. p. 145. Cf. Ovid. Fast. lib. VI. v. 735. Gleichwohl soll er in Italien mit der Nymphe Aricia einen Sohn gleiches Namens mit sich, nämlich den Virbius, gezeuget haben. Virgil. Aen. VII. v. 762. & ad eum Serv. l. c. Die Tragödien des Euripides, der in vielen Umständen der Geschichte von andern abgeht, und des Seneca sind von ihm noch vorhanden. Er zeiget übrigens an, wie die Keuschheit zwar oft ihre große Verfolgung leide, ihre Liebhaber aber doch endlich zu den größten Ehren bringe. Omeis Mythol. in Hippolytus. Sieh Virbius.


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  • Hippolytvs — HIPPOLŶTVS, i, Gr. Ἱππόλυτος, ου, einer von den Riesen, welche Jupitern bekriegeten, welchen aber Mercur, der des Orkus Helm aufgesetzet hatte, erlegete. Apollod. l. I. c. 6. §. 2 …   Gründliches mythologisches Lexikon

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