- Phrixvs
PHRIXVS, i, Gr. Φρίξος, ου, (⇒ Tab. XXV.)
1 §. Aeltern. Sein Vater war Athamas, König in Böotien, seine Mutter aber Nephele, oder, wie sie auch einige nennen, Nebula, oder Nubes. Apollod. l. I. c. 9. §. 1. cf. Hygin. Fab. I. & ad ipsum Muncker. l. c.
2 §. Schicksal. Nachdem Athamas die Nephele von sich gelassen, und an deren statt die Ino, des Kadmus Tochter, geheurathet hatte, so warf diese ihre Augen auf den Phrixus. Allein, da er ihr kein Gehör geben wollte, so wurde ihr Haß gegen ihn darauf größer, als die Liebe war. Nat. Com. l. VI. c. 9. Wenigstens suchte sie des Phrixus Tod auf alle Art, brachte es auch endlich dahin, daß er sollte geopfert werden. Seine rechte Mutter, Nephele, aber entführete ihn. Apollod. l. I. c. 9. §. 1. Nach andern both er sich selbst zum Opfer an: jedoch wurde seiner Stiefmutter Bosheit dabey entdecket, und sie ihm zur Bestrafung übergeben; wiewohl sie ihm Bacchus entrückete. Hyg. Fab. 2. Sieh Athamas 4. §. Er machte auch demselben sammt seiner Schwester eine Blendung vor, daß sie sich in einem Walde verirreten, woselbst ihnen denn Nephele einen Widder zuführete, und befahl, sich darauf nach Kolchis zu flüchten. Id. Fab. 3. Phrixus machte sich auch, nebst der Helle, dahin, weil er sich vor seiner Stiefmutter nicht sicher hielt. Diod. Sic. l. IV. c. 48. p. 174. Allein, da sie auf solcher Fahrt zwischen dem Chersonesus und dem sigäischen Vorgebirge über das Meer, in Asien, übergehen wollten, so fiel Helle von dem Widder herab in besagtes Meer und ertrank, wovon es den Namen Hellespontus erhielt. Phrixus kam dagegen glücklich nach Kolchis. Apollod. l. c. Cf. Tzetz. ad Lycophr. v. 22. Hier nahm ihn Aeetes willig auf, da er den Widder dem Jupiter Phyxius opferte, dessen Fell aber dem Aeetes verehrete, welcher es in dem Hayne des Mars an einem Baume aufhieng, und ihm seine Tochter zur Gemahlinn gab. Apollod. & Tzetz. ll. cc. Jedoch wollen auch einige, es habe ihn erst Dipsakus, des Phyllis, eines Flusses und einer Nymphe Sohn, aufgenommen, bey dem er den Widder dem Jupiter Laphystius geopfert. Apollon. l. II. v. 655. & ad eum Schol. l. c. Wie aber einige sagen, es habe ihn Aeetes seinem Schwiegersohne, dem Könige in Scythien, verehret, der ihn an Sohnes Statt angenommen, und hernach sein ganzes Reich überlassen: Diod. Sic. l. c. so melden andere, er sey zuletzt aus Kolchis wieder nach Griechenland zurück gekommen, und habe daselbst des Athamas Reich in Besitz genommen. Paus. Bœot. c. 34. p. 594. Man will auch, es habe ihn Aeetes selbst noch hinrichten lassen, weil er befürchtet, daß er von ihm vom Throne möchte gestoßen werden. Hygin. l. c.
3 §. Gemahlinn und Kinder. Erstere war des Aeetes Tochter, welche die meisten Chalciope, Apollod. l. I. c. 9. §. 1. Hygin. Fab. 3. alii. einige aber Evenia nennen, jedoch so, daß Chalciope und Ophiusa ihre Beynamen gewesen. Pherecyd. ap. Schol. Apollon. ad l. II. v. 1153. Allein, noch andere nennen sie auch Jophossa. Acusilaus & Hesiodus l. c. v. 1125. Ihre Kinder sollen nach einigen Argus, Phrontis, Melas und Cylindrus gewesen seyn; Hygin. Fab. 3. nach andern Argus, Melas, Phrontis und Cytilorus; Apollod. l. c. & Apollon. l. II. v. 1159. nach den dritten Argus, Melias, Katis, Sorus, Phrontis und Helle. Tzetz. ad Lycophr. v. 22. So machen einige auch den Presbon zu dessen Sohne. Pausan. Bœot. c. 34. p. 594. Als die erstern aus Kolchis wieder nach Griechenland gehen wollten, so litten sie Schiffbruch, und wurden in die Insel Areteias angetrieben, woselbst sie hernach die Argonauten fanden, und wieder mit nach Kolchis nahmen, weil sie ihnen statt der Wegweiser dienen konnten. Apollon. l. II. v. 1095.
4 §. Verehrung. Die Kolchier erbaueten ihm endlich selbst einen Tempel, Mela l. I. c. 21. in welchem unter andern ein großer Schatz verwahret wurde. Strabo l. XI. p. 498. Ob zwar einige wollen, daß denselben Phrixus der Leukothea erbauet, Id. ib. so will es doch andern so fern nicht wahrscheinlich fallen, weil solche Leukothea eben die Ino, des Phrixus Feindinn und Stiefmutter, gewesen. Voss. Theol. gent. l. I. c. 24.
5 §. Eigentliche Historie. Diese hat wenig unglaubliches, außer was den Widder mit dem goldenen Felle anbetrifft, welcher aber nichts anders, als ein Schiff gewesen, das einen goldenen Widder zum Wapen geführet. Palæphat. de Incred. c. 31. Diod. Sic. l. IV. c. 48. p. 174. & Schol. Apollon. ad l. I. v. 256. Sieh Chrysomallus.
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