Danäides

DANÄĬDES, um, Gr. Δαναίδες, ων, (⇒ Tab. XVIII.) sind des Danaus funfzig Töchter, welche sonst auch von ihrem Großvater Belides genannt werden. Ovid. Metam. IV. v. 462. & ad ipsum Cnipping. l. c. Nach einigen hatten sie alle nur eine Mutter, nämlich die Euryopa, des Nilus Tochter, Phlegon Trall. ap. Muncker. ad Hygin. Fab. 168. Andere geben ihnen mehrere. Hygin. ipse l. c. Man nennet die Europa, Eleplantis, Atlantea, Phöbe, Aethiopis, Memphis, Polyxo, Pieria, Herse und Krinone. Apollod. lib. II. c. 1. §. ult. Als ihr Vater vor seinem Bruder Aegyptus und dessen Nachstellungen aus Aegypten nach Argos in Griechenland entwich, so nahm er sie zwar insgesamt mit, doch starben ihrer drey davon zu Lindo in Cypern. Diod. Sic. lib. V. c. 58. p. 227. Er hatte sich noch nicht lange in Griechenland aufgehalten, so kamen ihm seines Bruders funfzig Söhne nach, und begehreten seine Töchter insgesamt zu Gemahlinnen. Sie gaben dabey vor, daß auf solche Art alle Zwistigkeit zwischen beyden Häusern aufgehoben seyn sollte. Er trauete aber ihren Versprechungen entweder nicht, oder konnte auch die vorhergegangene Beleidigung nicht vergessen, und versprach ihnen also zwar seine Töchter: allein, da es zum wirklichen Beylager kam, so gab er einer jeden von ihnen einen Dolch mit zu Bette, mit dem Befehle, es sollte eine jede ihren Bräutigam, so bald er eingeschlafen seyn wurde, damit hinrichten. Sie kamen demselben treulich nach, und es tödtete also 1. Gorgophone den Protheus, 2. Automate den Busiris, 3. Amymone den Enceladus, 4. Agave den Lykus, 5. Scäa den Daiphron, 6. Hippodamia den Istrus, 7. Rhodia den Chalkodon, 8. Kleopatra den Agenor, 9. Asteria den Chätus, 10. Hippodamia den Diakorystes, 11. Glauce den Alcis, 12. Hippomedusa den Alkmenon, 13. Gorge den Hippothous, 14. Iphimedusa den Eucheuor, 15. Rhode den Hippolytus, 16 Pirene den Agaptolemus, 17. Dorion den Cercestes, 18. Pharte den Eurydamas, 19. Mnestra den Aegius, 20. Evippe den Argius, 21. Anexibia den Archelaus, 22. Nelo den Menachus, 23. Klite den Klitus, 24 Sthenele den Sthenelus, 25. Chrysippe den Chrysippus, 26. Autonoe den Eurylochus, 27. Theano den Phantes, 28. Elektra den Peristhenes, 29. Kleopatra den Hermus, 30. Eurydice den Dryas, 31. Glaucippe den Potamon, 32. Anthelea den Cisseus, 33. Kleodora den Lixus, 34. Evippeden Imbrus, 35. Erato den Bromius, 36 Stygne den Polyktor, 37. Bryce den Chthonius, 38. Aktäa den Periphas, 39. Podarce den Oeneus, 40. Dioxippe den Aegyptus, 41. Adyte den Menalkas, 42. Ocypete den Lampus, 43. Pylarge den Idmon, 44. Hippodice den Idas, 45. Adiante den Daiphron, 46. Kallidice den Pandion, 47. Oeme den Arbelus, 48. Celäno den Hyperbius und 49. Hyperipte den Hippokorystes. Apollod. l. c. §. 5. Oder nach andern 1. Idea den Antimachus, 2. Philomela den Panthius, 3. Scylla den Proteus, 4. Phikomone den Plexippus, 5. Evippe den Agenor, 6. Demoditas den Chrysippus, 7. Hyale den Perius, 8. Trite den Enceladus, 9. Damone den Amyntor, 10. Hippothoe den Obrimus, 11. Myrmidone den Mineus, 12. Eurydice den Kanthus, 13. Kleo den Asterius, 14. Arkania den Xanthus, 15. Kleopatra den Metalces, 16. Philea den Philinas, 17. Hyparete den Protheon, 18. Chrysothemis, den Asteris, 19. Pyrante den Athamas, 20. Armoasbus – – – 21. Glaucippe den Niavius, 22. Demophile den Pamphilus, 23. Avlodice den Klitus, 24. Polyxena den Aegyptus, 25. Hekabe den Dryas, 26. Achamantis den Echominus, 27. Arsalte den Ephialtes, 28. Monuste den Eurysthenes, 29. Amymone den Midamus, 30. Helice den Evideas, 31. Amoeme den Polydektor, 32. Polybe den Ilionomus, 33. Helikta den Kassus, 34. Elektra den Hyperantus, 35. Eubule den Demarchus, 36. Daplidice den Pugno, 37. Hero den Andromachus, 38. Europome den Atlites, 39. Pyranthis den Plexippus, 40. Kritomedia den Antipaphus, 41. Pyrene den Dolichus, 42. Eupheno den Hyperbius, 43. Themistagora den Podasimus, 44. Paläno den Aristonon, 45. Itea den Antiochus und 46 Erate den Eudämon. Hygin. Fab. 170. Hingegen ließ die einige Hypermnestra den ihr zugefallenen Bräutigam Lynceus leben, weil er sie auch unberührt ließ. Sie mußte aber dafür ins Gefängniß gehen, und Lynceus sich mit der Flucht retten. Die übrigen schnitten denen ermordeten die Köpfe ab und verscharreten sie in dem Lerna, die Körper aber wurden vor der Stadt begraben. Apollod. l. c. Andere kehren es um, und wollen, man habe die Köpfe zu Argos an dem Wege nach dem Schlosse begraben, woselbst auch solches Grabmaal noch lange Zeit gezeiget worden, und habe dagegen die Körper in den Lerna geschmissen; und zwar hätten die Danaiden die Köpfe ihrem Vater zum Beweise bringen müssen, daß sie dessen Befehle nachgekommen wären. Pausan. Corinth. c. 24. p. 128. Ob aber hiernächst wohl Mercurius und Minerva selbst auf Jupiters Befehl diese Unholdinnen aussöhnen mußten; Apollod. l. c. so wollte sich doch nachher weiter kein Freyer um sie finden, ungeachtet Danaus ausrufen ließ, daß er nach damaliger Weise von keinem nichts dagegen verlangete. Endlich stellete er sie gar zum Preise in einem Wettlaufen auf, so, daß wer den andern zuvorkäme, sich aus dem ganzen Haufen einnehmen mochte, welche er wollte, worauf denn wieder von neuem gelaufen wurde, und nahm der Obsieger wieder die, welche ihm am besten gefiel. Dieses wurde denn auf solche Weise solange fortgesetzet, als Freyer da waren. Wie aber solche auf das erste Mal nicht zureicheten, so mußten sich die übrigen bis auf ein ander dergleichen Spiel gedulden, Pausan. Lacon. c. 12. p. 181. Man findet aber nicht, daß solches vor sich gegangen: doch wollen einige, daß Lynceus, nachdem er sich erholet, den Danaus, nebst allen seinen übrigen Töchtern habe hinrichten lassen. Schol. Euripid. ap. Kuhn. ad Pausan. l. c. Wenigstens sollen sie für ihre Bosheit in der Hölle dazu verdammet seyn, daß sie ein löcherichtes Faß voll Wasser tragen müssen; und, weil denn alles wieder daraus läuft, was sie hinein tragen, so sollen sie mit solcher Arbeit unaufhörlich zu thun haben. Hygin. l. c. Tibull. lib. II. Eleg. 31. & Lucret. lib. IV. v. 1020. Man leitet solches von einer ägyptischen Gewohnheit her, da die Priester zu Akanth dergleichen mit dem Nilwasser thaten, Diod. Sic. L. I. p. 87. vermuthlich, um es zu reinigen. Andere wollen, daß sie das Wasser mit Sieben aus einem tiefen Brunnen schöpfen müssen: allein, ehe sie mit den Sieben in die Höhe gekommen, ist das Wasser schon wieder hindurch gelaufen, daher sie denn immer von neuem schöpfen müssen. Nat. Com. lib. IX. c. 17. Diese Erdichtung soll daher entsprungen seyn, daß sie zu Argos haben Brunnen graben lassen, aus welchen man das Wasser mit Plumpen heraus ziehen müssen. Weil nun dieß eine mühsame Arbeit war und unaufhörlich fortwährete, so gab man vor, man müßte unaufhörlich schöpfen, und das Wasser wäre stets wieder verlaufen, ehe man es herauf gebracht. Euseb. Chron. L. II. p. 79. Weil sie aber doch gleichwohl durch diese Brunnen und Cisternen dem großen Wassermangel in Argolien abgeholfen, so hat man ihnen hin und wieder mit Tempeln und dergleichen göttliche Ehre erwiesen. Steph. Byz. ap. Marsham. Sæc. IX. p. 130. Sie sollen aber auch die Thesmophorien zuerst mit nach Griechenland gebracht haben. Herodot. lib. II. c. 171. Einige muthmaßen, weil die gedachten Brunnen und Cisternen ihr Wasser nicht gehalten, so habe man eben daher gedichtet, daß sie ein löcherichtes Faß voll Wasser tragen müssen. Abel Hist. Monarch. lib. II. c. 1. §. 14. Noch andere deuten solches auf die Jahre, in denen immerzu wieder verzehret wird, was die Erde hervor bringet; Lucret. ap. Masen. Spec. Ver. occ. c. XXIV. n. 31. Wiederum andere verstehen durch solches ihr Gefäß bald ein unmäßiges Gemüth, bald einen versoffenen, bald einen waschhaften Menschen, bald eine Schatzkammer eines Fürsten: jedoch sollen sie auch mit ihrem Exempel beweisen, man müsse Gotte mehr, als selbst den Aeltern, gehorchen. Masen. l. c.