- Sithon
SITHON, ŏnis, (⇒ Tab. XI.) welcher auch, vieleicht durch einen Schreibfehler, Oethon heißt, Neptuns und der Ossa Sohn, König in dem thracischen Chersonesus, Conon. Narrat. c. 10. oder, wie andere sagen, der Odomanten, eines thracischen Volkes. Parthen. Erot. c. 6. Er zeugete mit der Nymphe Mendeis eine Tochter, Namens Pallene. Con. l. c. Diese war von einer solchen ausnehmenden Schönheit, daß sie nicht nur von vielen thracischen, sondern auch weit entferntern Herren, aus Illyrien und jenseits des Flusses Tanais, zur Gemahlinn gesuchet wurde. Parth. l. c. Sithon aber wollte sie anfänglich keinem andern, als demjenigen, geben, der ihn im Kämpfen überwinden würde. Hierdurch kamen denn viele um ihr Leben, und unter andern Merops, König von Anthemusien, und Periphetes, König von Mygdonien. Con. l. c. Als er aber die Abnahme seiner Kräfte mit den Jahren merkete, so machete er die Verfügung, die Freyer sollten unter sich selbst kämpfen; und wer Sieger bliebe, sollte die schöne Pallene und sein Königreich erhalten. Zu diesem Gefechte gaben sich Klitus und Dryas bald an; und es wurde der Tag dazu angesetzet. Allein, Klitus hatte der Pallene Neigung vorzüglich gewonnen; und sie war wegen des Ausganges dieses Kampfes voller Unruhe, jedoch getrauete sie sich nicht, jemanden ihr Herz zu eröffnen. Indessen forschete ihr Hofmeister Presyntes sie doch aus, und hieß sie gutes Muthes seyn. Er bestach des Dryas Stallmeister, daß er an dessen Streitwagen keine Nägel und Bolzen vorsteckete. Die Räder desselben giengen also mitten im Gefechte ab, und Dryas fiel zur Erde, wo ihn denn Klitus leicht tödtete. Als Sithon darauf hinter die ganze Sache kam, so ließ er dem Dryas einen ansehnlichen Holzstoß errichten, und verurtheilete seine Tochter, selbst mit darauf geleget zu werden. Parthen. l. c. Dieses würde auch geschehen seyn, wenn nicht ein starker Regen eingefallen und Venus ihm die Nacht erschienen wäre, welche sich der Pallene annahm und die Thracier besänftigte. Er gab sie also dem Klitus, welcher ihm nach seinem Tode in der Regierung folgete. Conon. & Parthen. l. c. Einige melden, er sey von dem Bacchus erschlagen worden, welcher sich ebenfalls um seine Tochter beworben, und mit ihr selbst habe ringen müssen, worauf er sie ihm entrissen, da er gesehen, daß sie untergelegen. Nonni Dionys. l. XLVIII. v. 100.–186. Man giebt ihm auch des Nils Tochter, Achiroe, zur Gemahlinn, mit welcher er, außer der Pallene, noch eine andere Rhötea gezeuget, von welchen beyden gewisse Oerter benennet worden. Tzetz. ad Lycophr. v. 583. & 1161. Desgleichen soll er ein Vater der Phyllis gewesen seyn, die sich in den Demophoon verliebte. Serv. ad Virgil. Ecl. V. 10. Sonst hat von ihm selbst die Provinz Sithonia den Namen bekommen. Nat. Com. l. II. c. 7. Cf. Emmeness. ad Virg. Ecl. X. v. 66.
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