- Triton
TRITON, ónis, Gr. Τρίτων, ωνος, (⇒ Tab. XI.)
1 §. Namen. Diesen hat er von τρεῖν, zittern; Gyrald. Synt. V. p. 169. oder auch von Retet, Furcht, oder Retat, welches im Chaldäischen, er hat gezittert, arabisch aber auch, er hat ein Lärmen erreget, ein Geschrey gemachet, heißt; welches diesem vermeynten Meergotte, so fern er mit dem Blasen auf seiner Muschel die gesammten Ufer des Meeres erfüllet, gar wohl zukömmt. Clericus ad Hesiod. Theog. v. 931.
2 §. Aeltern. Nach den meisten ist sein Vater Neptun; die Mutter aber bald Amphitrite, Hesiod. Theog. v. 930. & Apollod. l. I. c. 4. §. 5. bald Celäno, Acesander ap. Tzetz. ad Lycophr. v. 987. und bald Salacia. Serv. ad Virg. Aen. I. v. 144. Jedoch giebt man ihm auch den Ocean und die Thetis zu Aeltern; Numenius ap. Nat. Com. l. VIII. c. 3. und nach andern soll er des Nereus Sohn seyn. Lycophron l. c.
3 §. Wesen und Verrichtung. Er war einer von den berühmtesten Meergöttern, insonderheit aber Neptuns Trompeter, den er vornehmlich brauchete, wenn er die ausgetretenen Wasser wieder zurück forderte. Ovid. Met. I. v. 331. Er bediente sich hierzu einer besondern Muschel Id. ibid. 333. & Virg. Aen. X. v. 209. Mit derselben verursachte er denn auch, als die Götter von den Riesen bestürmet wurden, einen dermaßen schrecklichen Klang, daß die Riesen nicht wußten, was für ein Wunderthier käme, und deswegen alle die Flucht ergriffen. Hygin. Poet. Astron. l. II. c. 23. Er konnte es daher nicht wohl leiden, daß sich jemand dergleichen Instruments bedienete, und deswegen den Misenus, des Aeneas Steuermann, umbrachte, als er sich mit dergleichen wollte hören lassen. Virgil Aen. VI. v. 171. & ad eum Cerda l. c. Es bediente sich Neptun aber seiner noch zu andern Geschäfften; und man findet, daß er ihm die Amymone angepriesen und zugeführet hat. Lucian. Dial. mar. p. 247. T. I. Opp.
4 §. Gestalt. Er war von oben bis an die Beine einem Menschen gleich, nur hatte er statt der Haare Wassereppich, und statt der Haut kleine blaulichte Schuppen, unter den Ohren Kiemen, blaue Augen, einen breiten Mund und Zähne, wie wilde Thierzähne. Sein übriger Leib war die Hälfte eines Delphins, außer daß er da, wo der menschliche und übrige Theil zusammen stießen, auch noch ein Paar Füße eines Meerpferdes hatte Apollon. l. IV. v. 1611. Pausan. Bœot. c. 21. p. 572. & ad eum Kuhnius l. c. & Virgil. Aen. X. v. 210. & ad eum Lud. Cerda l. c. Sonst waren seine Schultern purpurroth. Ovid. Metam. I. v. 333. Insgemein hatte er seine blaulichte Schneckenmuschel an dem Munde und blies darauf. Jedoch führet er auf den alten Denkmälern statt derselben auch wohl ein anderes Geräth. So hat er zum Beyspiele auf einem geschnittenen Steme. Neptuns Dreyzack in dem rechten Arme, da er den linken aus, strecket. Wilde gem. ant. n. 51. Auf einem andern, wo er eine Nereis oder die Venus auf seinem Rücken trägt, führet er einen Schild in der Hand. Beger. Thes. Brand. T. I. p. 197. Dahin gehöret einer auf einem alten Säulenzierrathe, welcher auf einem Arme einen Mantel, und in der andern Hand eine Muschelschaale zum Trinken hält. Der Untertheil seines Leibes spaltet sich in zween Fischschwänze. Montfauc. Ant. expl. T. I. P. I. pl. 34. Auf einem Denkmaale in der Villa medicea stellet sein Kopf das Gesicht eines bärtigen Alten vor, welches statt der Augenbrauen Schuppen, und mitten über der Nase, den Backen und unten am Kinne auch eine doppelte Reihe solcher Schuppen hat. Winkelm. Monum. ant. 35. p. 43. Sein Bild wurde überhaupt vielfältig zum Zierrathe gebrauchet. Buonarotti Os. serv. sop. alc Medagl. p. 190. So setzete man es insgemein mit der Muscheltrompete auf die Tempel des Saturnus. Macrob. Sat. l. I. c. 8. p. 223.
5 §. Wahre Beschaffenheit. Da die Fischer zuweilen Seethiere gefangen, die auf einige Act mit obiger Beschreibung übereingekommen, so hat man dergleichen Meergott daraus gemachet. Banier Entret. X. ou P. I. p. 302. Dess. Erl. der Götterl. III B. 547 S. Dergleichen war wohl derjenige, welcher in Böotien auf das Vieh lauerte, das an das Ufer kam und es wegraubete, ja zuweilen auch wohl die kleinen Fahrzeuge angriff. Man setzete ihm ein Gefäß voll Wein hin, wozu ihn der Geruch bald lockete. Als er davon getrunken, so fiel er im Schlafe an das Ufer nieder, da ihm denn ein Tanagräer mit dem Beile den Kopf abhieb. Pausan. Bœot. c. 20. p. 571. Man will auch einen bey Lissabon gesehen haben, der auf seiner Muschel geblasen. Plin. H. N. l. IX. c. 5. Ein anderer soll ehemals aus Afrika nach Spanien seyn gebracht worden, der einem alten Manne geglichen, struppichte Haare und Bart, Flügel von einer dünnen Haut und Knorpel gehabt, blaulicht von Farbe und lang von Gestalt, sonst aber bis unter den Nabel völlig einem Menschen, und sodann vollends einem Fische gleich gewesen. Ja, in noch spätern Zeiten wurde ein solches Seethier in dem Epirus gefangen, welches insonderheit den Weibespersonen aufgelauret, und sie mit in das Meer hineingeschleppet. Alex. ab Alexandra l. III. c. 8.
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