- Diána
DIÁNA, æ, Gr. Ἄρτεμις, ιδος, (⇒ Tab. II.)
1 §. Namen. Den Namen Diana hat diese Göttinn von Dea und Jana, welches letztere so viel als Luna, der Mond, wie Janus so viel, als Apollo, die Sonne heißt; Scal. ap. Voss. Etym. in Ianua, s. p. 301. oder auch von Diva und Jana, gleichsam Diviana. Voss. ipse l. c. & de Theol. gent. lib. II. c. 16. Daher fällt die gezwungene Ableitung anderer weg, welche wollen, daß sie den Namen von Divia gleichsam Diviana in latitudinem & altitudinem habe, Varro de L. L. lib. IV. c. 10. wie nicht weniger derer, die ihn von Dies herleiten, weil sie aus der Nacht gleichsam den Tag mache. Cicero de N.D. lib. II. c. 27. p. 1183. Nicht viel besser ist die Ableitung von Duo, weil sie zu zwoen Zeiten, sowohl des Tages, als des Nachts, erscheine, und also Duana sey; Becm. Orig. L. L. in Diana sive p. 409. oder auch von Devio, ich führe ab vom Wege, weil sie das Wild, welches sie fangen will, durch Abwege leite, Ap. Gyrald. Syntagm. XII. p. 356. imgleichen die von Jana mit bloß vorgesetztem D. Nigid. ap. Macrob. Saturn. lib. I. c. 9.
2 §. Aeltern. Da man drey Göttinnen dieses Namens zählen will, so werden für der ersten Aeltern Jupiter und Proserpina, für der andern Jupiter und Latona, für der dritten Upis und Glauce angegeben. Cicero de N.D. lib. III. c. 23. p. 1199. a. Jedoch machen sie auch einige zu des Cölus und der Phöbe, Ap. Nat. Com. lib. III. c. 18. andere zu des Dionysus und der Isis, Herodot. Euterp. s. L. II. c. 156. und, noch andere, zu der Ceres Tochter. Aeschyl. ap. Herodot. l. c. Es kommen also deren zum wenigsten fünfe zusammen, wenn man ja auch die Ceres und Isis für eine Person annimmt. Wie aber unter allen solchen Dianen des Jupiters und der Latona Tochter die bekannteste ist; Cicer. l. c. so werden ihr vermuthlich viele Dinge zugeschrieben, welche den übrigen sonst zugehören.
3 §. Geburt und Kinder. Als Juno die Latona lange genug verfolget hatte, so kam diese endlich in die Insel Delus, und gebahr daselbst zuerst die Diana, und darauf auch den Apollo, wobey Diana alsofort wieder die Hebammenstelle bey ihrer Mutter vertrat. Apollod. lib. I. c. 4. §. 1. Ob nun gleich hierbey alles ohne Schmerzen der Latona abgieng, Callimach. Hymn. in Dian. v. 25. so stieß sich dennoch Diana dermaßen an dergleichen Arbeit, daß sie sich alsobald vornahm, stets eine Jungfer zu bleiben. Sie setzete sich daher noch als ein Kind, dem Jupiter eines Males auf den Schooß, und bat sich dieses Vorrecht aus, wie auch Pfeil und Bogen zum Jagen, und darbey sechzig Nymphen des Oceans, alle von neun Jahren, zu Gefährtinnen, zwanzig amnisische Nymphen aber zu Dienerinnen. Als ihr nun Jupiter solches, zumal das erstere, zuzustehen etwas Bedenken trug, so suchte sie ihm den Bart zu streicheln, da er denn zwar einige mal zurück wich, es zuletzt aber doch geschehen ließ. Er willigte also nicht allein in alle ihre Bitten; sondern, weil er seine sonderbare Freude an ihr hatte, gab er ihr noch ein mehreres darzu. Id. ibid. v. 4. So gemein es aber sonst ist, daß Diana in der Insel Delos gebohren worden, so wollten dennoch die Epheser ehemals, daß solches bey ihnen geschehen sey. Sie wiesen daher einen Oelbaum, See, Fluß und dergleichen, wo Latona nieder gekommen seyn sollte, welche mit denen in Delos meist einerley Namen hatten. Tacitus Annal. III. c. 61. Da sie nur erst drey Jahre alt war, so wollte sie Vulcanus gern sehen, daher sie Latona mit zu demselben in die Insel Lipara nahm. Hieselbst setzte sie sich der Cyklope, Brontes, auf den Schooß, wogegen sie ihm die Haare spielend von der Brust rupfete, ungeacht sie so fest, als die Schweinborsten stunden. Callim. l. c. v. 72.
4 §. Wesen und Thaten. Sie war die Göttinn des Jagens, Phurnut. de N.D. c. 34. und eine Hüterinn und Beherrscherinn der Berge und Wälder. Horat. l. III. Od. 22. Catul. XXXIV. 9. Dabey war sie die Vorsteherinn der Wege und Aufseherinn über die Seehäven, welche ihr Jupiter untergeben. Callimach. Hymn. in Dian. v. 38. & 39. Hiernächst stund sie den Frauen in der Geburt bey, wozu sie die Parcen alsofort bey ihrer eigenen Geburt bestimmeten. Idem ibid. v. 22. So bald sie daher erstere Würde erhalten, so machte sie sich nach Kreta in den Wald, auf dem Berge Leukus und von dar zu dem Ocean, wo sie sich die sechzig Nymphen auslas. Idem ibid. v. 41. & 42. Mit diesen begab sie sich ferner zu den Cyklopen in die Insel Lipara, und ließ sich Pfeile und Bogen verfertigen. Idem ibid. v. 46. Gleichwohl erzählen einige, daß solche, bey ihrer Geburt, so wie die Hirsche, mit aus der Erde gekommen. Liban. Orat. XXXII. Als sie diese erhalten hatte, so begab sie sich zu dem Pan nach Arkadien, welcher ihr denn zween schwarz und weiße Hunde, drep hangöhrige, und einen scheckichten verehrete, welche die Stärke hatten, selbst lebendige Löwen in ihre Hütten zu schleppen, ferner aber noch sieben, die geschwinder, als die Winde selbst, und insonderheit gute Spürhunde waren. Callim. l. c. v. 86. Mit diesen traf sie auf dem Berge Parrhasius fünf Hirsche mit güldenen Geweihen oder Hörnern an, von denen sie viere, als ihr erstes Wild, selbst ohne die Hunde fieng, und hernach vor ihren Wagen spannete, den fünften aber laufen ließ, damit ihn Herkules dereinst fangen möchte. Idem ibid. v. 98. Mit diesem Wagen fuhr sie sodann zuerst auf den Berg, Aemus, in Thracien, ferner auf den Olympus, in Mysien, woselbst sie sich ihre Fackel zu Rechte machte, und sodann an dem Blitze des Jupiters anzündete. Idem ibid. v. 113. Sie versuchete auch ihre Pfeile, und zwar den ersten an einem Ilmenbaume, den andern an einer Eiche, den dritten an einem Stücke Wilde, und den vierten an einer Stadt böser Menschen. Idem ib. v. 119. Nach der Zeit ließ sie ihre Stärke und Geschicklichkeit insonderheit sehen, als sie und Apollo, in dem Kriege der Riesen mit den Göttern, den ungeheuern Tityus mit ihren Pfeilen erlegete. Pausan. Lacon. c. 18. p. 197. Ferner half sie dem Jupiter, mit der Minerva und dem Apollo auch die Titanen besiegen. Hygin Fab. 150. Sie erschoß den grausamen Riesen, Orion, als er ihr zu nahe kommen wollte. Idem Fab. 195. Da auch Otus und Ephialtes sich ihrer bemächtigen wollten, so verwandelte sie sich in einen Hirsch, und machete, daß diese erschrecklichen Ungeheuer einander selbst erschossen. Idem Fab. 28. & Apollodor lib. I. c. 7. §. 4. Hingegen erwies sie sich fast allzu zornig, als sie den Aktäon in einen Hirsch verwandelte, und machte, daß er von seinen eigenen Hunden zerrissen und gefressen wurde, weil er sie nur von ungefähr nackend im Bade gesehen; Hygin. Fab. 180. oder auch der Niobe Töchter insgesammt erschoß, als sich nur ihre Mutter für glückseliger, als die Latona, gepriesen hatte. Idem Fab. 9. Da auch Agamemnon einen ihr gewidmeten Hirsch erschoß, und sich einiger prahlerischer Worte darbey verlauten ließ, so hielt sie das ganze Heer der Griechen dafür durch Sturm zurück. Idem Fab. 98. Desgleichen erschoß sie die Chione, als sich dieselbe ihr an Schönheit vorzog. Ovid. Metam. XI. v. 321. Eben das Schicksal hatte Koronis, als sie ihrem Bruder, dem Apollo, nicht Farbe hielt. Pausan. Corinth. c. 26. p. 133. So erfuhr auch Oeneus ihre Rache, als er bey einem Opfer, welches er allen Göttern brachte, vergessen hatte, ihr die Erstlinge eines gewissen Feldes zu wiedmen. Sie schickete ein wildes Schwein in sein Land, welches alle Gefilde verwüsten mußte. Hom. Il. I. 529. sqq. Als ihr Alpheus einst zu Leibe gieng, so beschmierete sie sich mit den übrigen Nymphen das Gesicht dergestalt mit Kothe, daß er sie unter dem Haufen nicht kennen konnte. Idem Eliac. post. c. 23. p. 388. Dagegen verliebete sie sich selbst in den Endymion, und besuchete ihn alle Nächte auf den karischen Gebirgen. Sieh Endymion. Nicht weniger soll sie denn Hippolytus auf eine unerlaubte Art geliebet, und ihn, nachdem sie denselben durch den Aeskulapius an seinen Wunden heilen lassen, in den aricischen Wald geführet haben, woselbst er einen andern Namen angenommen. Lactant. de fals. rel. L. I. c. 17. Da Typhon hinter den Göttern her war, so verwandelte sie sich aus Furcht in eine Katze. Ovid. Metam. V. v. 330. Man will aber, dieses sey daher gedichtet worden, weil man sie in Aegypten unter dem Namen Bubastis verehret habe, dieser aber eine Katze heiße. Ban. Erl. der Götterl. I B. 127 S. Sieh Bubastis. In dem trojanischen Kriege, wo sie die Partey wider die Juno ergriff, schalt diese sie nicht nur wacker aus, sondern faßte sie auch bey den Armen, nahm ihr den Bogen von dem Rücken und schlug sie damit lachend um den Kopf, so daß Pfeile und Köcher hin und her fielen, sie aber sich mit vielem Weinen zu dem Jupiter machte, und ihm ihren Schimpf klagete, da indessen ihre Mutter, Latona, die Pfeile, den Bogen und Köcher wieder zusammen las. Homer. Il. Φ. v. 480.
5 §. Beynamen. Diese sind unter vielen andern,
Alpheæa, Amarusia, Ἀμφίπυρος,
Anaitis, Anysidora, Apanchomene,
Britomartis, Bubastis, Caryatis,
Chitone, Cnacalesia, Cnageûtis,
Condyleatis, Cordace, Corythallias,
Derrhiatis, Diana, Dictynna,
Ecbateria, Elaphiæa, Elaphibolos,
Ephesia, Episcopos, Euclea,
Hegemache, Hegemone, Hemeresia,
Heurippa, Hymnia, Hypomelathra,
Issoria, Laphria, Leucophryne,
Lymnæa, Limnatis, Lucifera,
Lucina, Lycæa, Lycoatis,
Munychia, Mycenæa, Mysia,
Nemorensis, Oenoatis, Orestea,
Sarpedonia, Solvizona, Sospita,
Stymphalia, Taurica, Taurione,
Taurobolus, Tauropus, Thoantea,
Triclaria, Tritorus, Trivia und Vpis,
welche denn an ihren Orten besonders nachzusehen sind, weil sie vieles enthalten, was zu genauerer Kenntniß, solcher Göttinn dienlich ist.
6 §. Verehrung. Jupiter versprach ihr selbst dreyßig Städte, die keinen andern Gott noch sonst eine Göttinn, als sie verehren sollten. Callim. Hymn. in Dian. v. 33. Diese sind nun zwar eigentlich nicht bekannt, dagegen aber kennet man doch weit mehrere, in welchen ihr, nebst andern Göttern, ihr Dienst erwiesen worden. Wenigstens hatte sie ihre Tempel oder doch Bildsäulen fast in allen Städten und Flecken Griechenlandes. So hatte sie auch ihren ganz besondern Tempel zu Ephesus in Kleinasien, welcher selbst unter die sieben Wunderwerke der Welt mit gerechnet wurde. Hygin. Fab. 222. cf. Chevreau Hist. du Monde liv. VII. chap. 6. Dieses gilt sowohl von dem ersten, als von demjenigen, der nach dessen Einäscherung wiederum erbauet worden. Ban. Erl. der Götterl. I B. 432. f. f. S. Nicht weniger war ihre Verehrung auch in Taurika berühmt. Hygin. Fab. 120. Ja, sie wurde so gar von den Galliern, besonders in dem Ardenner Walde, vorzüglich verehret: daher sie auch den Namen Arduina oder Arduenna erhalten. Mart. Relig. des Gaul. T. II. L. IV. ch. 12. p. 44. Sieh Ardoinna. In Italien aber hatte sie ihren berufenen Tempel in einem Haine bey Aricia. Strabo lib. V. p. 439. & Stat. lib. III. Silv. I. v. 56. Zu Rom hatte sie deren mehr als einen, Al. Donat. lib. III. c. 22. unter welchen doch der auf dem aventinischen Berge leicht der vornehmste war. Livius lib. I. c. 43. cf. Nardin. lib. VII. c. 8. p. 445. Hiernächst waren ihr von Thieren, die Hunde, die Hirsche, die Katzen, und die Ziegen, von Fischen die Mulli und Panguri, von Kräutern der Beyfuß, ferner von noch andern Dingen die Brunnen, die Wiesen, und die Wälder heilig. Voss. Theol. gent. lib. IX. c. 25. Der taurischen Diana opferte man Menschen, Ptol. Hephæst. lib. IV. p. 318. der persischen Rinder; Plut. in Lucullo c. 9. p. 507. T. I. Opp. sonst aber wurden ihr von den Sapäern Hunde Ovid. Fast. I. v. 389. & ad eum Heins. loc. cit. und anderwärts Hindinnen, Alex. ab Alex. lib. III. c. 12. T. I. p. 698. auch wohl die Erstlinge von allen Früchten Euripid. ap. Nat. Com. lib. III. c. 8. geopfert. Da sie insonderheit eine Freundinn der Jungfrauen war, und daher sonst niemand, als dergleichen, um sich und in ihren Diensten litt, so brachten ihr diese, wenn sie heurathen wollten, ihr besonderes Opfer in gewissen Körbchen, damit sie nicht ungehalten auf sie werden sollte; und, wenn sie denn hernachmals schwanger wurden, so widmeten sie ihr auch ihre Jungfrauengürtel. Theocritus, Apollonius, Agathias ap. Nat. Com. l. c. Dagegen stund sie ihnen denn hernach wiederum bey der Geburt bey. Wenigstens wurde sie doch darum angerufen. Serv. ad Virgil. Ecl. IV. v. 10. Dieses geschah auch wohl von den Hexen bey ihren Gaukeleyen. Horat. Epod. 5. v. 51. & Phurnut. de N.D. c. 34.
7 §. Bildung. Sie wird als ein schönes ansehnliches Frauenzimmer mit fliegenden Haaren vorgestellet, welche Pfeil und Bogen in den Händen hat. Albricus de Imag. Deor. c. 7. Hierbey hat sie einen Köcher mit Pfeilen auf dem Rücken. Claudian. de R. P. lib. II. v. 32. schöne Schultern, Id. de Nupt. Honor. & Mar. v. 270. bloße, allein die schönsten Arme, Id. de R. P. lib. II. v. 30. und die artigsten bis an die Knie bloßen Beine. Ovid. Amor. III. Eleg. 2. v. 31. Ihr Bogen war nach einigen, von Horne, Claudian. ap. Voss. Theol. gent. lib. IX. c. 25. nach andern aber von Golde, Ovid. Metam. I. v. 697. Hiernächst fuhr sie auch wohl auf einem Wagen, den nach einigen vier Hirsche mit goldenen Hörnern, Callimach. Hymn. in Dian. v. 106. nach andern aber nur zweene, Spanhem. ad Callim. l. c. und zwar weiße Nat. Com. loc. cit. zogen. Dieser Wagen hatte nur zwey Räder, und sie stund so auf demselben, daß sie in der linken Hand den Bogen hielt, mit der rechten aber über sich zurück griff und einen Pfeil aus dem Köcher zog. Nummus Mitylenæor. ap. Spanhem. loc. cit. Insgemein ist sie an einem halben Monde oben auf ihrer Stirne kenntlich: doch zuweilen sind auch nur ihre Haare so aufgeflochten und gebunden. Beger. Thes. Brand. T. III. p. 231. Indessen war ihr Wagen ebenfalls von Golde, wie nicht weniger alles Geschirr, auch ihr Gürtel und ihre sämmtlichen Waffen. Callimach. l. c. v. 111. Hierbey hatte sie meistentheils ihre Nymphen in eben der Kleidung, wie sie gieng, um sich. Claudian. in Stilic. lib. III. v. 243. Diese halten einige für Dryaden, Hamadryaden, Najaden und Nereiden, Albric. loc. cit. andere aber für die sechzig Oceanitiden und zwanzig amnisischen Nymphen. Callimach. l. c. v. 13. Sie war aber unter ihnen so fern dennoch kenntbar, weil nicht nur alles viel göttlicher an ihr ließ, sondern sie zuförderst auch eines Kopfes länger war, als alle solche Nymphen. Ovid. Metam. III. v. 181. Man bildet sie auch so, daß sie auf einem Hirsche sitzt, jedoch die Beine beysammen auf einer Seite hat, und mit der rechten Hand den Zaum, in der linken aber eine Fackel hält, dabey aber mit einem langen Kleide angethan ist und den Kopf bedeckt hat; Spanhem. l. c. Statt der Fackel hat sie auf einer Münze der Tranquillina den Bogen in der linken, und mit der rechten greift sie hinum nach dem Köcher, einen Pfeil heraus zu ziehen, sonst ist sie in eben der Gestalt. Reger. Thes. Brand. T. III. p. 147. Das meiste Mal bildet man sie zwar in einem bis an die Knie oder doppelt aufgeschürzten Kleide, wie sie es vom Jupiter verlangete: Callimach. l. c. v. 11. Doch findet man sie auch vielfältig auf geschnittenen Steinen und sonst in einem langen Kleide, wovon die schönste unter dergleichen Bildsäulen wohl in der Villa Panfili steht. Winkelman monum. antichi. P. I. p. 27. Eben so trifft man sie mit einer langen Fackel, nebst der Ceres auf einer halben erhobenen Arbeit in der Villa Albani an. Ibid. Mon. 23. und mit eben dergleichen und dabey noch Köcher und Bogen auf dem Rücken in einem erhobenen Werke an einem runden Werke im Campidoglio. Dess. Geschichte der Kunst. I Th. 3 Cap. 98 S. Desgleichen steht sie mit zwoen Fackeln in den Händen in einem eben so langen Kleide auf einer Gemme, wo sich Narcissus in einem Brunnen spiegelt, hinter demselben auf einem Felsen, wo sie einen Hirschkopf unter ihren Füßen hat. Ib. Mon. 24. Sie wird auch vielfältig auf den laodiceischen Münzen so lang bekleidet gesehen; und es findet sich noch eine von Antonin dem Frommen, worauf sie eben so erscheint, in der rechten Hand aber einen zu ihren Füßen stehenden Jagdspieß und in der linken einen Hund oder sonst ein Wild hält. Buonarrotti osservaz. sopra alc. medagl. p. 53. Auf einem geschnittenen Steine hält sie in der rechten Hand einen Hirsch bey dem rechten Hinterbeine und in der linken trägt sie ihren Bogen, ist aber sonst ganz unbekleidet. Maffei gemme ant. T. II. tav. 60. Zuweilen geht sie in ihrem erst beschriebenen Jägerhabite über einen liegenden Ochsen weg, Spanh. l. c. ad v. 113. oder sitzt auch ganz nackend auf einem Ochsen, ingleichen steht sie in ihrer Jagdkleidung, nimmt einen Pfeil aus dem Köcher, und hat neben sich einen laufenden Windhund. Idem ibid. ad v. 187. Chausse gem. ant. figur. n. 61. Oftmals geht sie auch gleichsam Berg an, und trägt in jeder Hand eine brennende Fackel. Idem ib. ad v. 11. Dabey hat sie, nach Ausweisung der Münzen und Gemmen, die Haare überall auf eine artige Weise zusammen gebunden. Pier. gr. du Cab. de Stosch. p. 75. 76. Sie wird noch auf mehrere Arten, als bald mit einer Hirschhaut bekleidet, bald mit einem Jagdspieße in den Händen, bald noch anders gebildet. Voss. Theol. gent. l. c. Struv. Synt. A. R. c. 1. p. 96. & Chartar. Imag. 16. sive p. aa. seqq. Bey den Alten malete man sie zuweilen mit Flügeln, wo sie in der einen Hand einen Panther, in der andern einen Löwen hielt: ihr Wagen aber wurde von zwoen Kühen oder von zweyen Pferden von verschiedener Farbe gezogen. Man weis aber die eigentliche Deutung dieser Sinnbilder nicht. Pausan. in Eliac. prior. p. 324. Indessen findet man noch einige Denkmaale, auf welchen sie von Rindern gezogen wird. Winkelm. l. c. p. 25. So wie sie auch auf einer Münze des Trojans geflügelt vorkömmt, und man dergleichen Bildsäulen von ihr gehabt hat. Tristan comment. histor. p. 310. & 521. Zu Olympia, wo sie unter den Namen Alphäonia einen Tempel hatte, wurde sie in einem Gemälde auf einem Greise sitzend in die Höhe geführet. Strabo L. VIII. p. 343. Mehrere Abbildungen zu geschweigen. Montfauc. ant. expl T. I. P. I. tab. 87–96. Sonst ist sie mit allen Reizungen ihres Geschlechtes begabt, ohne sich derselben bewußt zu scheinen. Ihr Blick geht gerade vorwärts und in die Weite über alle nahe Gegenstände hinweg. Sie erscheint allezeit als Jungfrau mit Haaren auf dem Wirbel gebunden oder auch lang vom Kopfe. Ihr Wuchs ist leichter und geschlanker, als der Juno und der Pallas ihrer; und es würde eine verstümmelte Diana unter andern Göttinnen eben so kenntlich seyn, als sie es bey dem Homer unter ihren schönen Oreaden ist. Winkelm. Gesch. der Kunst. I Th. 4. C. 166 S.
8 §. Eigentliche Historie. Manches halten sie bloß für eine poetische und also sclechterdings erdichtete Person; andere hingegen für die Isis der Aegypter, und die dritten für die Britomartis; des Eubulus Tochter, welches Minos gern zu seiner Buhlschaft gehabt hätte. Banier. Entret. VI. ou P. I. p. 158. Noch andere machen die Mirjam aus ihr. Huet. D. E. Propos. IV. c. 10. §. 4. Allein wenn man den Jupiter einmal für einen ehemaligen wahren König annehmen will, so wird es auch nichts hindern, diese Diana für eine natürliche Prinzessinn desselben zu halten, die nicht geheurathet, wohl aber ihre Luft am Jagen gehabt, und dabey die Aufsicht über die Wege und Häven geführet haben kann. Eine andere Prinzessinn gleiches Namens kann des Jupiters und der Proserpina Tochter gewesen seyn, welche mit dem Mercurius den Cupido, einen vielleicht wegen seiner Artigkeit bekannten Prinzen, gezeuget hat, Cic. de N.D. lib. III. c. 23. p. 1199. a. cf. Boccacc. lib. II. c. 6. und wiederum eine andere des Upis und der Glauce Tochter, Cic. l. c. weil sich zum wenigsten nichts findet, warum sie nicht für wahre Personen sollten können gehalten werden.
9 §. Anderweitige Deutung. Sie ist diesen nach der Mond, Phurnut. de N.D. c. 34. deren Mutter Latona, oder die Finsterniß; det Bruder Apollo, oder die Sonne, der Vater Jupiter oder Gott ist, der den Mond erschaffen hat, wobey die Pfeile ihre Stralen; die Hirsche ihre Geschwindigkeit; die Fackeln ihren Schein u.s.f. bemerken. Voss. Theol. gent. lib. II. c. 25. Nat. Com. lib. III. c. 18. Daher will man, daß Homers Dichtung, Juno habe ihr eins auf beyde Backen gegeben, daß ihre Pfeile zur Erde gefallen, eine. Mondfinsterniß andeute. Remarq. de Mad Dacier sur Hom. Il. XXI. n. 36.; Sie ist eine Vorsteherinn der Jagden und Wege, weil sie denen, die bey und auf solchen ihre Verrichtungen haben, leuchtet; und sie wird auch für eine Helferinn zur Geburt angerufen, weil des Mondes Feuchtigkeit diese mit befördern soll. Nat. Com. lib. III. c. 18. Der cyndiadischen Diana Bildsäule wurde weder vom Regen noch Schnee berühret, ungeachtet sie unter freyem Himmel stund. Polyb. lib. XVI. c. 4. Dieß soll bemerken, daß eines gerechten und vollkommenen Menschen Gemüth von keinen Widerwärtigkeiten gerühret werde. Masen. Spec. ver. occ. c. XXIII. n. 7. Da auch bey der aricinischen Diana Altare der Priester allemal mit einem bloßen Schwerte stehen mußte, mit welchem er seinen Vorfahren hingerichtet hatte, um damit wiederum anderer Anfälle abzuweisen, so soll dieses ein Bild eines Menschen seyn, der sich seines bösen Gewissens halber nirgends sicher achtet, Idem ibid. n. 6. und was dergleichen mehr ist.
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