Pan

Pan

PAN, is, Gr. Πὰν, Πανὸς, ( Tab. XV.)

1 §. Namen. Diesen hat er von πᾶν, alles, weil er ein Bild der gesammten Natur ist; Phurnut. de N.D. c. 27. oder auch, weil alle Götter im Himmel über ihn lachten, als ihnen Mercurius denselben zum ersten male wies; Homer. Hymn. in Pan. v. 47. oder, nach den dritten, von πάω, ich weide, πάων, weidend, weil er unter andern auch ein Gott der Hirten ist. Becmann. Orig. L. L. in Pasco, p. 823. Allein, noch andere leiten solchen Namen aus dem Ebräischen her, woselbst pan oder phan einen erschrockenen Menschen bedeutet. Bochart. Chan. l. I. c. 18.

2 §. Aeltern. Nach einigen war sein Vater selbst Jupiter, die Mutter aber Hybris; Apollod. l. I. c. 4. §. 1. nach andern aber ersterer Mercurius, und diese Penelope; Schol. Theocr. ad Idyll VII. v. 109. Cf. Gyrald. Synt. XV. p. 454. Nach den dritten wurde er von solcher und allen ihren Freyern in Abwesenheit des Ulysses gezeuget. Duris Samius ap. Tzetz. ad Lycophr. v. 772. Die vierten machen den Jupiter und die Kallisto, Epimenides ap. Nat. Com. l. V. c. 6. die fünften den Jupiter und die Nymphe Oeneis, Aristippus ap. eumd. l. c. die sechsten den Ulysses und die Penelope, Schol. Theocr. ad Idyll. I. v. 123. die siebenten den Mercurius und die Dryope, eine Nymphe, Homer. Hymn. in Pan. v. 34. die achten den Cölus und die Erde, Schol. Theocr. l. c. und andere noch andere zu seinen Aeltern. Man redet auch wohl von zweenen Panen, die alle beyde Mercurs Söhne waren, und zwar der eine von einer Bergnymphe, Sofa, und der andere von einer andern Feldnymphe, Penelope. Nonni Dionys. XIV. 87.

3 §. Auferziehung. Diese geschah in Arkadien durch die Nymphen, und zwar insonderheit durch die Sinoe. Pausan. Arcad. c. 30. p. 504. Er lief aber bald nach seiner Geburt davon. Doch nahm ihn Mercurius und wies ihn den übrigen Göttern im Himmel, welche denn insgesammt ihre größte Freude über seine seltsame Gestalt und wunderliche Possen hatten. Homer. Hymn. in Pan. v. 40.

4 §. Wesen. Er war ein Gott der Berge, Homeri Hymn. in Panem v. 6. der Schafe, Virgil. Georg. l. I. v. 17. u. des andern Viehes, wie auch selbst der Hirten; Ibycus ap. Nat. Com. l. V. c. 6. Phurnut. de N.D. c. 27. & Virg. Eclog. II. v. 33. ferner der Jäger, Ovid. Heroid. IV. v. 171. dergleichen er auch selbst mit abgab, Theocr. Idyll. I. v. 16. wie nicht weniger ein Vorsteher und Führer der Nymphen. Anytes ap. Nat. Com. l. c. Hom. l. c. v. 4. Orph. Hymn. X. v. 8. Diese pflagen daher um ihn herum zu tanzen, wenn er sich mit seiner Pfeife hören ließ; Pluto poëta ap. Nat. Com. l. c. oder sie schweifeten doch sonst mit ihm auf den Bergen herum, Homer. l. c. v. 3. auf denen, wie auch in deren Höhlen er insonderheit seinen Aufenthalt hatte. Orph. l. c. v. 12. & Ovid. Met. XI. v. 147. Dabey wurde er zuförderst für eine Ursache der jählingen und unbekannten Schrecken unter den Menschen gehalten. Orph. l. c. v. 7. Gleichwohl sollen alle diese Verrichtungen unter zween besondere Pane getheilet gewesen seyn. Denn so soll der Nymphe Sofa Sohn den Jägern, und der Nymphe Penelope Sohn den Hirten vorgestanden haben. Nonni Dionys. XIV. 89.

5 §. Thaten. Als die Götter in Aegypten vor dem Typhon nicht zu bleiben wußten, so rieth er ihnen, sich insgesammt in Thiere zu verwandeln, damit sie ihren Feind, unter solchen Gestalten, desto eher betriegen könnten, wobey er denn selbst sich in einen Ziegenbock verkehrete. Diese Erfindung schlug wohl aus; und daher setzeten die andern Götter sein gehabtes Bild, unter dem Namen des Stein bocks, zum Andenken, mit unter die Sterne. Hygin. Fab. 196. Doch wollen andere, er habe sich damals nur halb in einen Ziegenbock, halb aber in einen Fisch verwandelt, und in solcher Gestalt in das Wasser gestürzet, wodurch er dem Typhon entgangen sey. Id. Poët. Astron l. II. c. 28. Er gieng aber auch mit dem Jupiter wider die Titanen in den Krieg. Hier bedienete er sich seiner Erfindung, wie man die Meermuschelhörner, statt der Trompeten, gebrauchen sollte, und versah mit dergleichen einen Haufen seiner Leute. Da es nunzum Gesechte kam, so ließ er sie jähling mit selbigen einen Lärm machen, wovor denn die Titanen erschracken und die Flucht nahmen. Eratosth. Cataster. 27. Also befand er sich auch mit unter dem Heere des Bacchus, und wies zuerst, wie sich dasselbe in Regimenter und Flügel stellen sollte. Als ihnen die Feinde mit einem unzählbaren Heere auf den Hals kamen, so, daß Bacchus selbst in nicht geringe Furcht gerieth: so befahl er, sein Heer sollte des Nachts plötzlich einen Lärm mit seinen Trompeten und andern Instrumenten, wie auch selbst mit seinem Geschreye darzu machen, so groß es nur könnte. Er hatte es dabey so gestellet, daß die Berge durch das Echo alles verdoppelten. Hier üder erschracken die Feinde dergestalt, daß sie eiligst die Flucht ergriffen und dem Bacchus den Sieg liessen. Anonym. de incredib. c. 11. Sonst erfand er auch zuerst die zusammen gesetzete Hirtenpfeife von sieben Rohren Hygin. Fab. 274. Cf. Ovid. Met. I. v. 705. & Virgil. Ecl. II. v. 32. Dieß soll in Arkadien geschehen seyn, und wurde der Ort, von μέλπεσθαι, singen, deswegen Melpea genannt. Pausan. Arcad. c. 38. p. 518. Da er sich aber mit dem Apollo darauf gegen dessen Cithar in einen Kampf einließ, und dabey Tmolus zum Richter erkohren wurde, so verspielete er nach dieses Urtheile, wogegen ihm Midas den Vorzug zusprach. Ovid. Met. l. XI. v. 153. So kam er auch zu kurz, als er sich einst unterfieng, mit dem Cupido zu ringen, wofür er zur Strafe die Syrinx vergeblich lieben mußte. Serv. ad Virgil. Ecl. II. v. 31. Cf. Nat. Com. l. V. c. 6. Boccac. Geneal. I. 4. Jedoch wollen andere, daß er den Amor überwunden, und man diesen daher in einem Gemälde vor ihm gestreckt liegen gesehen. Albric. de Im. Deor. c. 9. Auf einem herkulanischen Gemälde, welches diesen Kampf vorstellet, ist wegen des Sieges noch nichts entschieden. Sie sind beyde noch im Ringen begriffen, und Pan in seiner Jugend abgebildet Hinter ihm steht Silen als ein dicker fetter oder aufgedunsener Greis mit einer Glatze, welcher in der linken Hand einen Palmzweig hat, mit der rechten aber Pans rechtes Horn fasset, als ob er verhindern wollte, daß er damit dem Amor keinen Schaden thäte, oder als ob er ihn abzuhalten gedächte. Er ist unten herum mit einem weissen Tuche bekleidet, welches er etwas über den linken Arm geschlagen hat. Auf der andern Seite hinter dem Amor sitzt Bacchus auf einem Steine mit oben ganz bloßem Leibe und rechtem Arme. Unten herum ist er mit einem rothen Gewande bekleidet, wovon auch etwas über den linken Arm geht, in welchem er einen langen Thyrsusspieß liegen hat. Er trägt gelbe Kothurnen und sieht mit lächelndem Gesichte dem Ringen zu. Sein Haupt ist mit Weinblättern und Trauben umkränzet. Weiter hinter ihm sitzt eine junge Frauensperson in einem weissen Kleide mit blonden Haaren, einer griechischen Haube und goldfarbenen Kopfbinde, welche mit den leibfarbenen Bändern, die von dem Thyrsusspieße herunter hängen, zu spielen scheint. Pitture ant. d'Ercol. T. II. tav. 13. Dieser Kampf ist auch noch auf andern alten Denkmälern enthalten, als in einer alten Musivarbeit, wo man auf der einen Seite eine Wegsäule mit einer Frauenbrust, und auf der andern einen Silvan mit Cypressen und zwischen ihnen den geflügelten Amor und den bärtigen Pan zum Ringen bereit sieht. Spon. Miscell. er. antiq. Sect. II. Art. 8. p. 38. Auf einer halberhabenen Arbeit sieht man den Amor mit dem Köcher an der Seite, in der Stellung, wie er dem überwundenen und an der Erde liegenden Pan mit der Rohrpfeife neben ihm das Herz aus dem Leibe reißen will. In der Luft ist ein Olwenkranz mit einem stralenden Sterne. Rossi Memor. Bresc. p. 148. Hingegen, da sich Ceres aus Verdrusse verstecket hatte, und alles Getraide auf der Erde verderben ließ, so spürete er sie zuerst wieder aus und verrieth ihren Aufenthalt dem Jupiter. Paus. Arcad. c. 42. p. 523. Er brachte auch nach der Zeit die Gallier vor Delph in die Flucht, Id. Phoc. c. 23. p. 654. und leistete nicht weniger den Atheniensern wider die Perser Hülfe. Simonides ap. Nat. Com. l. c. Denn als solche zu den Spartanern um Beystand geschicket hatten, diese aber, aus Religionsgründen, nicht eher, als den Vollmond, ausziehen konnten, so erschien Pan ihrem Gesandten auf dem Rückwege bey dem Berge Parthenius, und versicherte ihn, ungeachtet die Athenienser sich eben nicht viel um ihn bekümmerten, so wäre er ihnen doch geneigt und wollte nach Marathon kommen und ihnen beystehen. Er hielt auch sein Wort treulich. Herodot. Erat. VI. c. 105. Paus. Attic. c. 28. p. 52. Nach einigen befand er sich mit unter dem Heere des Osiris; und wie von ihm die Stadt: Chemmis in Aegypten in so fern den Namen bekommen, daß sie so viel, als Pans Stadt geheissen: Diod. Sic. l. I. c. 18. p. 11. also soll auch das ehemalige Iberien von ihm den Namen Hispania bekommen haben. Nat. Com. l. c.

6 §. Liebeshändel. Er war dießfalls insonderheit allen Nymphen gefährlich, da er überhaupt sehr geil war; Phurnut. de N.D. c. 27. Insonderheit verfolgete er einst in seiner Brunst die schöne Nais, Syrinx, die aber darüber zu einem Schilfrohre wurde, woraus er hernach seine Pfeife machte. Ovid. Met. I. v. 689. Sieh Syrinx. Geneigter erwies sich gegen ihn Echo, eine andere Nymphe, die daher einige für seine rechte Gemahlinn ausgeben. Theœtetus ap. Nat. Com. l. V. c. 6. p. 449. Andere aber halten sie nur für eine Buhlschaft, Archias ap. eumd. l. c. mit welcher er die Jynx soll gezeuget haben. Tzetz. ad Lycophr. v. 310. Nicht weniger geneigt ließ sich auch Luna gegen ihn finden, da er sich in einen weissen Widder verwandelte, oder doch dergleichen Fell umnahm. Virgil. Georg. III. v. 392. & ad eum Philarg. l. c. Außerdem zog ihn Pitys dem Boreas vor. Sieh Boreas 3. §. Sonst soll er noch zwölf ihm gleich gestaltete Pane gezeuget haben: man meldet aber nicht mit wem. Nonni Dionys. XIV. 71.

7 §. Bildung. Man bildete ihn als einen Mann mit zweyen kurzen Hörnern, Sil. Ital. l. XIII. v. 332. & Voss. Theol. gent. l. IX. c. 34. rothem Gesichte, Serv. ad Virgil. Ecl. II. v. 31. Virgil. Ecl X. v. 27. & ad eum Serv. l. c. spitzigen Ohren, Sil. l. c. v. 333. Voss. l. c. kahlem Vordertheile des Kopfs, Sil. l. c. v. 341. Voss. l. c. struppichtem Barte, Sil. l. c. v. 333. einer Peitsche von Ziegenleder in der rechten, und einem Hirtenstabe in der linken Hand, Id. ib. v. 329. & 334. einem Ziegenschwanze, Id. ib. v. 340. und zweyen dergleichen rauchen Beinen. Herodot. Euterpe II. 46. Serv. Virgil. Ecl. II. v. 31. & Albric. de Imag. Deor. c. 9. Dabey hatte er ein gestirntes Pardel- oder geflecktes Rehfell um sich. Phurnut. de N.D. c. 27. Serv. & Albric. ll. cc. Sonst aber hielt er, an statt der Peitsche, in der einen Hand eine siebenfache Rohrpfeife, Serv. l. c. und auf dem Kopfe hatte er einen Kranz von Fichtenlaube. Sic. l. c. v. 331. In der Stadt Panopolis oder Chemmis war sein Bild mit einem sieben Zoll langen steifen Zeugungsgliede versehen. Steph. Byzant. v. Πάνος πόλις. Es ist schwer, auf den alten Denkmälern ihn von dem Faunus oder Satyr zu unterscheiden, und vieleicht wird oft Faun oder Satyr derjenige genannt, der Pan ist. Montfauc. ant. expl. T. I. P. II. l. I. ch. 26. §. 1. Indessen will man doch seinen Kopf auf verschiedenen Gemmen erkennen: sie sind aber einander nicht ähnlich; indem er auf der einen nichts vom Barte um den Kinn, und nur einen lang herunterhängenden Knebelbart hat; Mariette pier. grav. T. II. P. II. t. 27. auf der andern hingegen sehr bärtig ist, Mus. Florent. T. I. t. 86. n. 6. so wie man ihn auch auf einer irdenen Lampe sehen will. Begeri Thes. Brand. T. III p. 448. Eben so verhält es sich auch mit denen Köpfen auf den Münzen, die man für seine ausgiebt. Denn so erscheint er ganz unbärtig auf einer Münze des Königs Antigonus; wiewohl er doch hier nur vieleicht des Königes Bildniß selbst mit Pans Kennzeichen seyn soll. Beger. l. c. T. I. p. 247. Auf einer panormitanischen hingegen erkläret man einen Kopf mit einem starken stroblichten Barte, dergleichen Haaren und langen unterwärts gekrümmten Hörnern dafür. Ib. p. 369. An einem schönen alten Gränz- oder Meilensteine aus ägyptischen rothen Marmor stehen sie ihm wie gewöhnlich aufwärts, und er ist um dieselben mit Beerentragenden Epheue bekränzet, und hat einen starken, aber kurzen und etwas lockichten Bart. Borioni Collect. antiq. rom. tab. I. In einem ehemaligen alten Denkmaale zu Brixen, wo er ganz vorgestellet worden, war er mit Attich oder Ackerholunder bekränzet. Sein Haar und Bart waren straubicht und die Hörner von ziemlicher Größe. Er war mit der gesternten Leopardenhaut bedecket, blies auf einem Horne, und hatte die Rohrpfeife, aber nur von fünf Röhren, über die Schulter an seiner Seite hängen. In der Aufschrift an dieser Bildsäule wurde er cautus, der schlaue, vorsichtige, genannt. Montfauc. Suppl aux ant. expl. T. I. pl. 64. Man merket auch an, daß er als der bäurische Jupiter in zwoen kleinen Figuren von Erzte zu Rom den Donnerkeil in der Hand führet. Winkelm. monum. ant. P. I. p. 4. Auf einem geschnittenen Steine soll er die Ziege bey dem Barte führen, worauf der junge Bacchus reitet. Man unterscheidet ihn aber durch kein Kennzeichen von einem Satyr, da er nicht einmal seinen Krummstab, sondern nur einen Stecken in der Hand führet. Maffei gem. ant. T. III. t. 52.

8 §. Verehrung. Er wurde durch ganz Aegypten gar sonderbar verehret, und hatte nicht nur hin und wieder seine Tempel, sondern es war ihm auch die ganze Stadt Chemmis geheiliget. Diod. Sic. l. I. c. 18. p. 11. Insonderheit wurde er zu Mende, unter der Gestalt eines lebendigen Ziegenbockes, verehret, und hieß auch selbst Mendes, weil er mit einem Bocksgesichte gebildet wurde. Suidas in v. Μένδης, T. II. p. 541. Dieses Wort aber bedeutet im Aegyptischen keinen Bock, wie man insgemein vorgiebt, sondern vielmehr die befruchtende oder Zeugungskraft, obgleich der Bock dieses ägyptischen Gottes lebendes Sinnbild war. Iablons. Panth. ægypt. T. I. p. 273–284. Man zählete ihn mit unter die acht großen Götter, welche die ersten genannt wurden. Herodot. Euterpe II. 46. & 145. Cf. Marsham. Sæc. IV. p. 65. Aus Aegypten ist dessen Verehrung vermuthlich nach Griechenland gekommen, woselbst er insonderheit in Arkadien verehret wurde, wo man ihn für einen eingeborenen Gott hielt. Pausan. Arcad. c. 26. p. 496. Man sah ihn für den vornehmsten Gott daselbst an; und er wird daher hin und wieder Deus Arcadiæ genannt. Propert. l. I. Eleg. 17. Virg. Georg. III. v. 392. &c. Er sollte sich auch vornehmlich auf den Bergen solches Landes, dem Mänalus und Lpcäus, aufhalten. Theocrit. Idyll. I. v. 123. Cf. Spanhem. ad Callim. Hymn. in Dian. v. 88. Doch verehreten ihn auch die Athenienser dankbarlichst und hatten ihm nicht nur einen Tempel erbauet, sondern brachten ihm auch jährliche Opfer und begiengen sein Fest mit Fackeln und Lampen. Herodot. Erat. VI. c. 105. Aus Griechenland brachte dessen Dienst Evander mit nach Italien, und erbauete ihm zuerst auf dem palatinischen Berge seinen Tempel. Aurel. Vict. de O. G. R. c. 5. Cf. Livius l. I. c. 5. & Dion. Halic. A. R. l. I. c. 3. Es wurde hernach sein Dienst von den Römern beybehalten, und pflegten ihm daher jährlich im Februar zu Ehren die Lupercalien gefeyert zu werden. Ovid. Fast. l. II. v. 31. Sonst waren ihm die Böcke, Fichten, Tannen und Höhlen heilig. Voss. Theol. gent. l. IX. c. 34. Es scheint, daß man die letztern sonderlich zu seinem Dienste nöthig gehalten; daher ihm denn Evander dergleichen an dem Fuße des palatinischen Berges heiligte. Serv. ad Virgil. Aen. VIII. 343. Es stund auch sein Tempel zu Athen in einer Höhle am Schloßberge. Pausan. Att. c. 28. p. 52. Lucian. Dial. Pan. & Merc. p. 230. T. I. Einen andern dergleichen hatte er nicht weit von den marathonischen Gefilden, in welchen noch sein Ziegenstall war. Ib. c. 32. p. 62. Anderer zu geschweigen, die er mit den Nymphen gemein hatte. Porphyr. de antro Nymphar. p. 262. Desgleichen waren ihm die Schildkröten heilig. Paus. Arc. c. ult. p. 542. Die Hirten opferten ihm Milch u. Honig in irdenen Bechern, Theocr. Idyll. V. v. 58. die Fischer ihre Erstlinge: Schævius in Pan, p. 609. überhaupt aber wurde ihm sein Räuchwerk von allen Arten gebracht. Orpheus Tit. Hymn. X.

9 §. Beynamen. Nach diesen heißt er unter andern


Agreûs,Agrius,Aegipan,

Arcadius,Inuus,Lampeûs,

Lupercus,Lycæus,Lyterius,

Mænalius,Nomius,Scoletus,


Sinois, welche Namen denn an ihren Orten nachzusehen stehen.

10 §. Historie. Diese will sich nicht ausfinden lassen, und es steht weder zu errathen, wer er etwan gewesen, noch auch wenn er gelebet hat. Banier Entret. ou P. I. p. 332. Man hält ihn indessen mit dem Faunus für einerley, und beyde nur dem Namen nach unterschieden. Damms Götterl. 104. §. Zwar, wenn Osiris ein wahrhafter König gewesen, so kann wohl auch einer seiner Heerführer auf Aegyptisch ungefähr wie Pan geheissen haben. Diod. Sic. l. I. c. 18. p. 11. Indessen wollen ihn doch einige Gelehrte insonderheit für den Moses halten. Huet D. E. Propos. IV. c. 8. Andere meynen, man habe den Cham unter ihm verehret. Claytons Reise nach Großcairo, 112 u. f. S. Man erzählet eine besondere Geschichte von ihm, die viel Aufsehens gemacht hat. Ein gewisser ägyptischer Schiffer, Thamus, gieng zu den Zeiten des K. Tiberius nach Italien. Als sein Schiff bey den echinadischen Inseln des Abends nahe an die Insel Paxis getrieben worden, so wurde auf einmal eine Windstille. Alle Leute im Schiffe wacheten und die meisten saßen noch bey Tische und tranken. Man hörete mit großer Verwunderung eine Stimme von der Insel kommen, die den Thamus rief. Er ließ sich zweymal rufen, ohne zu antworten: das dritte Mal aber antwortete er. Die Stimme befahl ihm, wenn er nach Palodes käme, so sollte er ankündigen, der große Pan sey todt. Auf dem Schiffe zitterte und bebete alles. Man berathschlagete sich, was dabey zu thun wäre; und Thamus beschloß, wenn er an dem bestimmten Orte Wind genug hätte, so wollte er stillschweigend vorbey fahren: sollte ihn aber eine Meerstille daselbst aufhalten, so müßte er wohl den Befehl ausrichten. Kaum war er nach Palodes gekommen, so höreten Wind und Strom auf. Thamus trat also vorn auf das Schiff und rief gegen das Land zu: Der große Pan ist todt. So bald er solches gerufen hatte, so hörete man ein großes Seufzen und Wehklagen, als von einer Menge solcher Personen, die darüber erstaunt und betrübt wären. Es befand sich keiner auf dem Schiffe, der solches nicht vernahm; und das Gerücht davon breitete sich also in Rom bald aus. Der Kaiser ließ den Thamus selbst vor sich kommen, und erkundigte sich wegen der Sache. Als er darauf auch seine Gelehrten wegen des Pans befragete, so erhielt er zur Antwort, es wäre solcher Mercurs und der Penelope Sohn. Plu tar. de oraculor. def. c. 29. & 30. p. 419. T. II. Opp. Weil aber solcher Gestalt dieser Pan über zwölf hundert Jahre alt gewesen seyn müßte, so haben einige lieber dafür gehalten, es sey alles damals nur ersonnen worden, den Tiberius in Furcht zu jagen. Banier l. c. Dess. Erl. der Götterl. II B. 240 S. Andere wollen im Gegentheile, daß solcher Pan, weil die Zeit so ziemlich zutrifft, Christus selbst gewesen sey, welcher damals gekreuziget worden. Euseb. Præp. Ev. l. V. c. 17. p. 208. Cf. Huet. l. c. Propos. IX. c. 136. §. 4. Man hat aber nicht den geringsten Grund, diese Geschichte für wahr zu halten. Fonten. Hist. der heidn. Orak. IV Hauptst.

11 §. Anderweitige Deutung. Er soll bey den Aegyptern die Besamungs- oder Zeugungskraft angedeutet haben, die sich in der Natur befindet. Iablonski Panth. ægypt. P. I. p. 281. Daher er denn auch wohl ein Sinnbild der alles befruchtenden Sonne seyn konnte. Macrob. Sat. l. I. c. 22. p. 307. Eigentlich aber sollte er die ganze Natur vorstellen; Phurnut. de N.D. c. 27. & Baco Verulam. de Sap. Vet. c. 6. da denn sein oberer Theil auf den Himmel, sein unterer auf die Erde, seine Hörner auf den Mond, sein rothes Angesicht auf die feurige Luftgegend, seine Haare auf die Sonnenstralen, oder auch die Wälder, Bäume, Gras und Kräuter, sein Bauch auf das Meer, seine Hornsüße auf die Unbeweglichkeit der Erde, die Spaltung derselben auf deren Berge und Thäler, seine gesternte Pantherhaut auf den gestirnten Himmel, seine siebenfache Pfeife auf die sieben Planeten, sein krummer Hirtenstab auf den Herumlauf des Jahres, u.s.f. gedeutet wird. Serv. ad Virg. Ecl. II. 31. Cf. Nat Com. l. V. c. 6. & Voss. Theol. gent. l. IX. c. 34.


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